Trio rettet Englands Fußball-Ruf

Hamburg (dpa) - Nicht nur für den großen Trainer-Fuchs Harry Redknapp war die Europa League ein lästiges Übel. Ganz England blickte stets mit ein bisschen Häme oder gar Verachtung auf den kleinen Europacup.

Diese Zeiten sind vorbei. Nach dem Kahlschlag in der Champions League zitterten sich der FC Chelsea, Tottenham Hotspur und Newcastle United ins Viertelfinale und sollen den Europa-Kater auf der Insel vertreiben. Viel fehlte nicht, und das in seinem Stolz gekränkte Fußball-Mutterland hätte auch in der Europa League einen Total-Ausfall erlebt. Jeweils nur ein Tor Vorsprung brachte das prominente Trio weiter. Statt des Champions-League-Finals in Wembley ist nun das Europa-League-Endspiel in Amsterdam das Ersatzziel.

Der frühere Freiburger Papiss Demba Cissé schoss Newcastle United mit seinem Last-Minute-Tor ins Viertelfinale, der Ex-Schalker Lewis Holtby zitterte sich mit Tottenham in der Verlängerung in die nächste Runde. Und der ehemalige Ballack-Club FC Chelsea drehte den Spieß gegen Steaua Bukarest noch um. In der UEFA-Fünfjahreswertung konnte England seinen Vorsprung vor Deutschland ausbauen. Im Viertelfinale trifft der FC Chelsea nun auf Rubin Kasan, Tottenham muss gegen den FC Basel ran und Newcastle bekommt es mit Benfica Lissabon zu tun.

Mit der letzten Ballberührung sorgte der Anfang 2012 für rund zwölf Millionen Euro Ablöse vom SC Freiburg zu Newcastle United gewechselte Cissé bei den Magpies für Entzücken. Allen voran Coach Alan Pardew war froh, dass der zweitbeste Bundesliga-Torjäger 2010/11 seinen Torinstinkt wiederentdeckt hat. „Wenn man einen natürlichen Torschützenkönig in seinen Reihen hat, muss man Chancen kreieren. Zuletzt hatte er eine Unmenge und trifft nicht. In dieser Woche hatte er nur zwei und trifft zweimal“, lobte Pardew den Afrikaner. Dessen zehntes Saisontor zum 1:0 im St. James Park gegen Anschi Machatschkala fiel spät (90.+4 Minute), es drohte nach dem Hinspiel-0:0 längst die Verlängerung.

Die benötigten bei Inter Mailand auch die Spurs aus London trotz ihres vermeintlich beruhigenden 3:0-Polsters aus dem Hinspiel. Der erst in der 56. Minute eingewechselte Nationalspieler Holtby jubelte kräftig mit, als bei der 1:4-Schlappe Stürmer Emmanuel Adebayor (96.) das entscheidende Auswärtstor gelang. „So einen Stress hätte ich uns wirklich gerne erspart“, sagte der in der Winterpause auf die Insel transferierte DFB-Auswahlspieler nach der unverhofften Zitterpartie.

Nach dem historischen Aus als Champions-League-Titelverteidiger wurde es für den FC Chelsea auch in der Klasse darunter eng. An der heimischen Stamford Bridge gelang gegen Steaua Bukarest nach dem 0:1 im ersten Duell mit 3:1 aber noch die Wende. Für Chelsea sorgte der spanische Stürmerstar Fernando Torres (71.), der später noch einen Foulelfmeter vergab für Erleichterung. Juan Mata (34.) und Kapitän John Terry (58.) trafen zudem für die „Blues“. Sie haben nun doch die Chance auf ein Happy End einer bisher überaus enttäuschenden Saison.