VfB-Chancen aufs Weiterkommen gegen Lazio gleich null
Stuttgart (dpa) - Ein bisschen wirkten die geschockten Stuttgarter wie Schulbuben nach einer komplett verhagelten Klassenarbeit. Und Trainer Bruno Labbadia sprach nach der bitteren Lektion gegen Lazio Rom nicht von ungefähr von „Lehrgeld, das muss man akzeptieren“.
Verantwortliche und Spieler des stellenweise vorgeführten Fußball-Bundesligisten wiesen nach der 0:2 (0:1)-Pleite im Achtelfinalhinspiel der Europa League gegen den Tabellenfünften der Serie A unisono auf die entscheidenden Unterschiede hin.
„Man hat gesehen, was Abgezocktheit und Erfahrung ausmachen: Lazio hat gleich aus der ersten Chance ein Tor gemacht“, stellte Labbadia fest. „Je weiter es international geht, umso dünner wird die Luft. Das müssen wir akzeptieren.“ Am Freitag ging der Fußballlehrer mit seinen Schülern die Lektion noch einmal durch, ehe am Nachmittag der Fokus auf das Punktspiel gegen den Hamburger SV gelegt wurde. „Das war für uns auch was zum Lernen. Das tut den jungen Spielern auch gut“, resümierte Labbadia, obwohl er auf diesen schmerzhaften Nachhilfeunterricht lieber verzichtet hätte.
Auch Fredi Bobic sprach von einer „unheimlich erfahrenen und abgezockten Truppe.“ Nach einer überschlafenen Nacht ergänzte der VfB-Sportdirektor: „Es tut uns gut, die Erfahrung mitzunehmen. Man muss eine perfekte Leistung bringen, um gegen so ein Team zu bestehen.“ Indes hatten die biederen Schwaben Lazio außer Kampfgeist nichts entgegenzusetzen.
Aber nicht nur Disziplin, Ordnung und Kaltschnäuzigkeit in den entscheidenden Situationen gaben den Ausschlag zugunsten der Römer. Wie so oft in dieser Saison erleichterte der VfB dem Gegner das Toreschießen durch blöde Patzer. „Die haben unsere Fehler gnadenlos ausgenützt“, konstatierte Bobic sichtlich angefressen. Erst profitierte Ederson von William Kvists Stümperei (21. Minute). Dann ließ Ogenyi Onazi bei seinem bestechenden Solo zum 2:0 die Stuttgarter wie Slalomstangen stehen (56.).
Nüchtern betrachtet stehen Stuttgarts Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale gleich null - auch wenn der schmerzlich vermisste Torjäger Vedad Ibisevic am kommenden Donnerstag beim Geisterspiel im Stadio Olimpico nach seiner Gelb-Sperre wieder auflaufen darf.
Trotz der tristen Ausgangslage glimmt bei den Stuttgartern ein Fünkchen Hoffnung. „Das Rückspiel wird nicht leicht. Aber im Fußball ist alles möglich“, sagte Torwart Sven Ulreich. Bobic wies auf Auswärtserfolge in der Gruppenphase hin, die „keiner erwartet“ habe. Labbadia räumte indes illusionslos ein: „Machen wir uns nichts vor, das wird schwierig.“ Die Chancen betrügen „ein paar Prozent“.
Alexandru Maxim war bei seinem Debüt in der Startelf der auffälligste VfB-Akteur, musste aber nach einem Schlag des Römers Hernanes bereits nach 38 Minuten ausgewechselt werden. Der rumänische Nationalspieler erlitt bei dem rüden Foul eine Gehirnerschütterung und einen Nasenbeinbruch. Wegen seiner großen Schmerzen kann die Nase erst am Montag gerichtet werden. Labbadia ärgerte sich über den Ausfall: „Maxim hat uns gut getan mit seiner Ballsicherheit.“