Weltmeister-Liga will Europas Titel holen

München (dpa) - Ein Bundesliga-Probelauf bleibt den Topteams um Primus Bayern München noch, um sich für die ersten K.o.-Spiele auf der internationalen Fußball-Bühne einzustellen.

Foto: dpa

Alle sechs deutschen Starter haben die Gruppenphase in Champions und Europa League erfolgreich überstanden und der Weltmeisterliga bereits damit zu weiterem internationalem Ansehen verholfen.

„Das ist der Beweis, dass die Bundesliga international auf einem guten Weg ist. Da müssen wir weitermachen, das ist Antrieb“, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Achtelfinale der Königsklasse, das der deutsche Meister am kommenden Dienstag mit dem Auswärtsspiel gegen Schachtjor Donezk eröffnet.

Ein Jahr nach dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien bewertet auch DFB-Teammanager Oliver Bierhoff das bislang starke Auftreten in Europa als „einen weiteren Indikator für die Stärke der Bundesliga“. Bierhoffs Wunsch ist klar: „Ein Titelgewinn am Ende wäre natürlich die absolute Krönung.“

Dass der FC Bayern, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Schalke 04 wieder komplett ins Champions-League-Achtelfinale einzogen und dazu Borussia Mönchengladbach sowie der VfL Wolfsburg in der Europa League die Gruppenphase überstanden, bewertet auch Christian Seifert als wertvolles Etappenziel bei der Positionierung der Bundesliga als eine der Top-Ligen in Europa.

„Wir haben internationale Topteams. Wir befinden uns jetzt in der dritten Saison, in der alle für die Champions League qualifizierten Mannschaften das Achtelfinale erreicht haben. Das können andere Ligen so nicht aufweisen“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL). Sechs Vereine wie Deutschland stellen nur noch Spanien, England und Italien. Aber nur die Bundesliga ist noch mit vier Clubs in der deutlich wertvolleren Champions League vertreten.

Rummenigge will diese Saison angreifen, um noch näher an Spanien und England zu rücken. „Wenn wir so weitermachen, haben wir die Chance, die Engländer von Platz zwei zu verdrängen.“ Die sogenannte Fünfjahreswertung entscheidet über die Anzahl der Startplätze, nur die ersten drei Nationen haben in der Champions League drei fixe Startplätze, dazu einen Verein in der Qualifikation.

Ein Titel am 6. Juni im Berliner Olympiastadion ist die Wunschvorstellung, die wohl am ehesten der FC Bayern realisieren kann. „Ich weiß nicht, ob wir Titelanwärter sind“, äußerte jedoch Rummenigge überraschend defensiv: „Es gibt noch 16 Clubs, von denen ich mindestens die Hälfte als Titelanwärter ansehe.“ Allen voran gilt das für Titelverteidiger Real Madrid. Aber auch der FC Barcelona und der FC Chelsea werden hoch gehandelt.

Die nach der Winterpause noch ihre Bestform suchenden Bayern sehnen die Alles-oder-nichts-Runden herbei. „Für mich geht die richtige Champions League erst jetzt mit dem K.o.-System los“, sagte Rummenigge. Im Gegensatz zu ihm formulierte Sportvorstand Matthias Sammer höchste Ansprüche. Der Mix der aktuellen Bayern Mannschaft sei „außergewöhnlich und muss meiner Meinung nach noch einmal zum Gewinn der Champions League führen, ob in dieser Saison oder im nächsten Jahr“, sagte der ehrgeizige Sammer.

2013 besiegten die Bayern im deutschen Finale in Wembley Borussia Dortmund. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat schon einmal hochgerechnet, wieviel Geld es seinen Club kosten würde, nächstes Jahr nicht in der Champions League dabei zu sein. „Brutto 40 Millionen, netto vielleicht 20 Millionen“, lautete seine Schätzung. Ein erfolgreicher Abstiegskampf in der Bundesliga genießt bei der Borussia zwangsläufig Priorität gegenüber der Königsklasse, in der Marco Reus und Co. auf Juventus Turin treffen.

Schalke hat das zweifelhafte Vergnügen, wieder gegen Real Madrid antreten zu müssen. „Letzte Saison haben wir leidvoll erfahren, wie stark Real ist“, stöhnte Manager Host Heldt nach der Auslosung: „Wir brauchen zwei magische Momente, um mithalten zu können.“

Bayer Leverkusen trifft auf den Vorjahresfinalisten Atlético Madrid. „Chancenlos sind wir nicht“, sagte Bayers Sportdirektor Rudi Völler selbstbewusst. Bierhoff erwartet viel von den deutschen Clubs: „Es ist toll, dass wir sowohl in der Champions League als auch der Europa League Mannschaften haben, die die Wettbewerbe ernst nehmen und die Qualität haben, sie auch zu gewinnen.“

In der 2009 eingeführten Europa League hat der deutsche Fußball allerdings einigen Nachholbedarf. Einen deutschen Titelgewinner gab's noch nicht. „Festtage“ nennt Gladbachs Manager Max Eberl die Europapokalabende für seine Borussia, die in der Runde der letzten 32 Vereine auf Titelverteidiger FC Sevilla trifft, ein schweres Los.

Wolfsburg trifft auf Sporting Lissabon, und ist spätestens seit dem Mega-Transfer von Weltmeister André Schürrle nicht nur in dieser K.o.-Runde favorisiert. „Sehr lange“ will Trainer Dieter Hecking im Rennen bleiben, am liebsten bis zum Endspiel am 27. Mai in Warschau. Noch wichtiger aber ist für den VW-Club in dieser Saison nach der 32-Millionen-Euro-Investition in Schürrle ein Top-Platz in der Bundesliga. „Wir müssen jetzt Richtung Champions League marschieren“, forderte Geschäftsführer Klaus Allofs.

Die Königsklasse ist nicht nur sportlich, sondern gerade auch finanziell reizvoller als der kleine Bruder Europa League. Allein bei den Leistungsprämien der UEFA sind die Einnahmemöglichkeiten viermal so hoch. „Es sollte nicht so sein, dass alles Geld nur in die Champions League geblasen wird“, meinte Eberl. Aber es gibt einen zusätzlich Anreiz für Gladbach und Wolfsburg: Um die Europa League aufzuwerten, erhält der Titelgewinner mindestens einen Startplatz für die Playoffs der Champions-League-Saison 2015/16.