Fall Ante Sapina: BGH überprüft Urteil
Karlsruhe (dpa) - Er ist der bisher größte verurteilte Betrüger im Fußball-Wettgeschäft. Sieg oder Niederlage? Wettpate Ante Sapina benutzte Spieler und Schiedsrichter wie Marionetten, der Sport wurde zur Nebensache.
Vor anderthalb Jahren wurde Deutschlands bekanntester Fußball-Betrüger vom Bochumer Landgericht zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. An diesem Donnerstag beschäftigt sich der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe nochmals mit dem größten Skandal im deutschen Fußball. Dort wird das Urteil auf Antrag Sapinas und der Staatsanwaltschaft auf Rechtsfehler überprüft.
Die BGH-Entscheidung wird vor allem in Bochum mit Spannung erwartet. Hier war die Staatsanwaltschaft den Fußball-Wettbetrügern vor drei Jahren auf die Schliche gekommen. Bei einer groß angelegten Telefon-Überwachung in der Rotlichtszene hatten die Fahnder auch Gespräche über manipulierte Fußballspiele mitgeschnitten. Am 19. November 2009 folgte eine bundesweite Razzia, Sapina wurde in aller Frühe aus den Bett geholt und festgenommen.
Was bis dahin niemand für möglich gehalten hatte: Die Wettbetrüger hatten nach den Feststellungen aus dem noch nicht rechtskräftigen Urteil des Landgerichts gleich reihenweise Spiele verschoben - von den Amateurligen bis hoch zur Champions League. Selbst das WM-Qualifikationsspiel zwischen Liechtenstein und Finnland vom 9. September 2009 war manipuliert worden. Sapina hatte dem Schiedsrichter 30 000 Euro Bestechungsgeld gezahlt. Dafür sollten in der zweiten Halbzeit zwei Tore fallen. In Belgien wurde sogar versucht, gleich einen ganzen Zweitliga-Verein zu übernehmen.
In einem ersten Prozess um Wettmanipulationen wurde Sapina 2005 vom Berliner Landgericht zu zwei Jahren und elf Monaten verurteilt. Der BGH bestätigt das Urteil 2006. Nach seiner Entlassung kam Sapina in einem weiteren Wettskandal um verschobene Fußballspiele erneut vor Gericht.
Vier große Wirtschaftsstrafkammern des Bochumer Landgerichts haben sich bis jetzt mit dem Fußballwettskandal befasst. Zwei Prozesse laufen noch - unter anderem der gegen Antes Bruder.
„Wir sehen der Entscheidung aus Karlsruhe mit großem Interesse entgegen“, sagte Richter Wolfgang Mittrup auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Er hatte Sapina in der Urteilsbegründung als „ganz abgefeimten Betrüger“ bezeichnet, der aus Profitgier und „unendlicher Großmannssucht“ Fußballspiele verschoben habe. Laut Urteil beliefen sich Sapinas Wettgewinne auf 2,3 Millionen Euro.
Staatsanwalt und Chef-Ermittler Andreas Bachmann hatte für Ante Sapina, der auch schon in den Bestechungsskandal um FIFA-Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelt war, damals sogar sieben Jahre Haft beantragt und den heute 36-Jährigen als „Feind des Sports“ bezeichnet.
Wie es heißt, will Bachmann um 4.48 Uhr gemeinsam mit seinem Staatsanwaltskollegen Matthias Rhode in Bochum in den Zug steigen, um die Verhandlung in Karlsruhe zu beobachten. Ihren Part im Gerichtssaal übernimmt die Bundesanwaltschaft. Gleichzeitig werden am BGH auch die Urteile von zwei weiteren mutmaßlichen Wettbetrügern überprüft, die in Bochum zu fünfeinhalb beziehungsweise zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurden.