FIFA-Chef Blatter weist Pieth zurecht
Johannesburg (dpa) - Fußball-Weltverbandschef Joseph Blatter hat den FIFA-Antikorruptionsexperten Mark Pieth nach dessen Kritik an zahlreichen Funktionären zurechtgewiesen.
„Ich glaube, er ist ein bisschen über das Ziel für Lösungsvorschläge hinausgeschossen, das ich festgelegt habe“, sagte Blatter am Rande des Afrika-Cups in Johannesburg. Pieth hatte unter der Woche in mehreren Interviews vor einem Scheitern des FIFA-Reformprozesses gewarnt und dabei Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees sowie der Europäischen Fußball-Union (UEFA) und des Deutschen Fußball-Bundes teilweise massiv attackiert. Zudem hatte er einen Bericht an die FIFA-Exekutive öffentlich gemacht.
„Manchmal merke ich, dass es eine Verkehrung der ursprünglichen Ziele gibt. Sie kommen nicht mit Lösungen und Vorschlägen, sie kommen mit Entscheidungen, die wir zu machen haben“, kritisierte Blatter die Arbeit der FIFA-Kommission für Good Governance, die Pieth leitet. „Das ist nicht, wonach wir gefragt haben“, sagte Blatter.
Der Schweizer betonte jedoch auch seine „sehr gute Beziehung“ zu Pieth. „Ich habe ihn gebeten dabei zu sein und uns zu helfen“, sagte er. Das Good-Governance-Gremium war auf Blatters Initiative 2011 gegründet worden, um die Veränderungen bei der FIFA zu mehr Demokratie und Transparenz zu begleiten.
Der FIFA-Kongress stimmt am 31. Mai auf Mauritius über die angestrebten Reformen ab. In Vorbereitung auf die Abstimmung hatte die UEFA kürzlich einige Vorschläge als Kollektiventscheidung modifiziert. Auch darauf reagierte Blatter nun mit Erstaunen. „Die Idee war, dass alle nationalen Verbände beim FIFA-Kongress das Recht haben, dafür oder dagegen zu sein. Wir haben die Konföderationen gebeten, sich zu beraten und nicht Entscheidungen zu fällen. Wenn alle Konföderationen mit Entscheidungen kommen, wozu ist dann der FIFA-Kongress noch da?“, fragte Blatter.