„Ich wusste, dass ich drei Treffer erzielen muss“ Mit diesem Geheimnis krönt sich Fortunas Tzolis zum Last-Minute-Torschützenkönig

Düsseldorf · Beim 3:2-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg erwischt Christos Tzolis erneut einen brillanten Tag und erzielt alle drei Fortuna-Treffer. Nach der Partie bedankt er sich bei seiner Mannschaft.

Präsentierte mit Stolz seine Trophäe: Fortuna-Linksaußen Christos Tzolis.

Foto: Moritz Mueller

Christos Tzolis freute sich wie Bolle, als er weit nach Schlusspfiff im Bauch der Stockumer Arena auftauchte – selbstverständlich mit seiner erst kurz zuvor erhaltenen Zweitliga-Torjägerkanone unter dem Arm. „Ich bin sehr glücklich, sehr stolz“, sagte der 22-Jährige und schnappte nach Luft, „aber auch echt geschafft nach diesem Spiel. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, hier als Torschützenkönig zu stehen.“ Verdient hatte er sich seine besondere Auszeichnung allemal, vor allem, weil beim 3:2-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg am letzten Spieltag der regulären Saison alle drei Fortuna-Treffer auf das Konto des Linksaußen gingen.

Das war allerdings auch nicht weniger als die mindestens notwendige Voraussetzung für den Erhalt der Kanone. Wäre Tzolis sein Dreierpack nämlich nicht gelungen, hätte sich der Traum davon erledigt gehabt. Denn eben jene drei Treffer musste der Grieche auf Haris Tabakovic aufholen, um mit dem Stürmer von Hertha BSC auf Platz eins gleichzuziehen. Insgesamt 22 Tore zierten schlussendlich sein Konto, genau wie das von Tabakovic, der für die Berliner in deren letzter Partie kein weiteres Mal traf. Allerdings schloss auch HSV-Angreifer Robert Glatzel noch auf, sodass insgesamt gleich drei Akteure die hölzerne Trophäe erhielten.

Tzolis störte sein fehlendes Alleinstellungsmerkmal gleichwohl mitnichten, hatte er das Ziel doch erreicht – und die drei Treffer gegen Magdeburg von langer Hand geplant. „Ich hatte definitiv im Hinterkopf, dass ich mindestens drei Tore schießen muss“, erzählte er, „und wollte das auch zu hundert Prozent schaffen. Es ist kein Scherz: Die anderen Jungs haben alle an mich geglaubt und waren sich sogar sicher, dass ich drei oder vier Mal treffen werde.“ Den anfänglichen Doppelpack hatte der Grieche schon nach etwas mehr als einer Viertelstunde geschnürt, den krönenden Schlusspunkt hob er sich passenderweise fürs Spielende auf.

„Ich hatte im Laufe der Saison immer mal wieder solche Situation wie heute vor den Toren, deshalb konnte ich mir sie schon mal ein bisschen vorstellen und war absolut bereit dafür, sie zu erzielen“, sagte Tzolis, der den Ball besonders beim dritten Treffer nach schöner Kopfballverlängerung von Marlon Mustapha kompromisslos über die Linie hämmerte. Allerdings wusste er hinterher genau, an wen er seinen Dank richten musste: „Ohne meine Mannschaft hätte ich kein Torschützenkönig werden können.“

Die Chancen für weitere Treffer waren durchaus vorhanden

Seine Teamkollegen waren es schließlich, die dem 22-Jährigen den Weg zum ungeahnten persönlichen Erfolg ebneten und ihn speziell gegen Magdeburg noch etwas intensiver auf dem Radar hatten als ohnehin. „Ich möchte immer den Ball und bin auf dem Platz eine etwas andere Person als normalerweise“, erzählte der Linksaußen, außerhalb des Feldes ein betont freundlicher, fröhlicher und fast schon zurückhaltender Mensch. „Im Spiel fordere ich aber jeden Pass und lasse meinen Emotionen freien Lauf. Diesmal haben die Jungs noch etwas mehr danach geschaut, wo ich gerade bin, um mir die Bälle zuzuspielen.“

Letztlich hätte Tzolis sogar noch einen vierten oder gar fünften Treffer erzielen können, die Chancen dazu waren vorhanden. Doch das wäre am Ende wohl zu viel des Guten gewesen, die Auszeichnung gab es nach dem Schlusspfiff ja trotzdem. „Ich war schon überrascht, dass da plötzlich irgendwo eine Torjägerkanone hervorgezaubert wurde“, sagte Fortuna-Sportdirektor Christian Weber und wertete die Leistung des Griechen zusätzlich auf: „Man muss sehen, dass Christos erstens zwei Einsätze weniger hatte als Tabakovic und Glatzel und zweitens kein Mittelstürmer, sondern ein Außenbahnspieler ist.“

Überrascht war Weber allerdings nicht nur vom Erscheinen der Trophäe, sondern überhaupt von den 22 Treffern des griechischen Nationalspielers. „Wenn man mich vor der Saison gefragt hätte, ob Christos für uns 22 Tore schießt – so optimistisch wäre ich wahrscheinlich nicht gewesen“, gab der Ex-Profi zu. „Aber wir haben im vergangenen Sommer natürlich schon gesehen, was für eine Qualität er im letzten Drittel hat. Christos hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er ein sehr, sehr guter Spieler ist.“

Einer überdies, der nun dafür Sorge tragen kann, dass aus der sehr guten Saison von Fortuna ebenfalls eine sehr, sehr gute wird – sofern sich der Linksaußen seine wichtigsten Tore für die Relegation gegen den VfL Bochum aufbewahrt hat. „Ich hoffe das Beste, aber es ist nicht mein einziges Ziel, selbst zu treffen“, betonte Tzolis nach dem Sieg gegen Magdeburg. „Wenn wir das erste Spiel gegen Bochum mit 1:0 gewinnen würden, ohne dass ich ein Tor erziele, und im zweiten 0:0 spielen, wäre ich auch sehr glücklich, weil wir dann in die Bundesliga aufgestiegen wären. Zu gewinnen, ist immer das wichtigste, und wenn wir das mit Toren von mir schaffen, ist es natürlich umso schöner.“

Kurz nach Abpfiff war er jedenfalls schon wieder bis in die Haarspitzen motiviert. „Jeder von uns freut sich auf die Relegation. Wenn wir eine Bundesliga-Mannschaft werden wollen, müssen wir auch gegen eine Bundesliga-Mannschaft gewinnen“, sagte Tzolis. „Bochum ist in keiner wirklich guten Verfassung und trotzdem ein starker und vor allem physisch guter Gegner. Das werden zwei herausfordernde und enge Spiele. Ich bin aber wirklich positiv, was die kommenden Tage betrifft.“ Jede andere Gemütslage des frischgebackenen Torschützenkönigs hätte auch arg verwundert.