Beim 5:2 in Rostock Thioune findet die richtigen Worte
Düsseldorf · Der Trainer hatte den Torschützen Matthias Zimmermann vor dem Spiel motiviert.
(gic) Matthias Zimmermann muss wohl in diesem Augenblick sein Gefühl für Raum und Zeit zumindest einen klitzekleinen Moment verlassen haben. Der Rechtsverteidiger in Diensten von Fortuna hatte gerade seinen zweiten Treffer an einem denkwürdigen Nachmittag auf verschiedenen Ebenen geschossen und baute sich zum Jubel – ausgerechnet vor dem Block der Rostocker Ultras auf. Ein schneller Kuss auf das Tattoo auf seinen Arm, dass er sich zur Geburt seiner Tochter hatte stechen lassen. Und weiter. Immer weiter.
„Ich glaube, dass das mein bestes Spiel war, seit ich bei Fortuna bin. In meiner ganzen Karriere habe ich noch nie einen Doppelpack gemacht. Ich weiß gar nicht, wo das herkommt“, sagte er nach der Partie im Bauch des Ostseestadions.
Tatsächlich sind die Zuschauer des Spiels Zeugen eines durchaus epochalen Ereignisses geworden. Denn es geschieht statistisch gesehen im Durchschnitt nur alle 1752 Minuten und 66 Sekunden, dass Zimmermann in der 1. oder 2. Liga für Greuther Fürth (Saison 2012/13) und Fortuna bisher einen Treffer erzielte. Möglicherweise hat er jetzt ja auch ganz neue Qualitäten an sich entdeckt und wird noch zum echten Knipser.
„Ich hatte ihn vorher ein wenig gekitzelt, weil er diese Saison noch nicht so viele Torbeteiligungen hatte“, erklärt Cheftrainer Daniel Thioune. „Es ist für den Trainer immer ganz gut, wenn du eine halbe Stunde eine Individual-Analyse mit einem Spieler machst und der schlägt dann so zu. Dann hat es wohl geholfen. Dann muss ich mich jetzt jede Woche mit ihm zusammensetzen, was nicht ganz so spaßig ist. Ich habe mich sehr für Matze Zimmermann gefreut.“
Und Zimmermann hat noch lange nicht fertig. Der Routinier, seit 2018 im Verein, macht eine deutliche Ansage für den Endspurt in der Saison. „Wir sind vier Spiele ungeschlagen, daran müssen wir anknüpfen“, sagt er. „Ich will das fünfte auch noch holen und einfach eine Siegesserie starten. Es sind drei Siege bis auf Platz eins.“ Mit Zimbo-Toren könnte die Rechnung eventuell aufgehen.
Matthias Zimmermann lebt kein Sportlerleben auf der Überholspur. Er musste sich vieles hart erkämpfen. 2011 wechselte Zimmermann als großes Talent vom Karlsruher SC zu Borussia Mönchengladbach. Seine Träumen zerplatzten, er wurde nach Fürth und Sandhausen verliehen. 2015 schließlich der Wechsel zur Zweiten des VfB Stuttgart, später rückte er zu den Profis auf. Von dort dann der Wechsel 2018 zur Fortuna. In Düsseldorf erlebt er nicht nur als Sportler seine beste Zeit. Er hat auch als Familienvater sein Glück gefunden – mit seiner Frau Lea und Töchterchen Nala. Gut möglich, dass er im Rheinland in eine weitere Verlängerung geht. 2024 würde sein Vertrag auslaufen. Mit einem wie ihm täte der Verein gut daran lieber heute als morgen zu verlängern. Und das am wenigsten wegen seiner Tore. In Sachen Mentalität ist Zimmermann einer, der nicht nur in der Zweiten Liga zu den ganz Großen gehört.