Fortuna: Taktik schafft sich selbst wieder ab
Fortuna gelingt es in Karlsruhe nicht, mit der Dreierkette den Druck vom eigenen Tor fernzuhalten. Gelb-Rot für Tah sorgt für klarere Abwehrverhältnisse.
Der Punktgewinn der Fortuna in Unterzahl, dazu die famose Rückkehr von Torschütze Oliver Fink — alles schön und gut nach dem 1:1 beim Karlsruher SC. Aber die ersten 55 Minuten des Spiels sollten nicht vergessen werden. Das will offenbar auch Trainer Oliver Reck nicht: „Man muss die gesamten 90 Minuten betrachten, daher kann ich nicht ganz zufrieden sein.“
Tatsächlich war der Start in die Begegnung mehr als holprig. Immer wieder zerlegten die Karlsruher vor allem die linke Abwehrseite der Fortuna. „Die haben uns einige Probleme gemacht, aber das haben wir schon während des Spiels teilweise korrigiert“, sagt Reck. Allerdings war es nur der stabilen Innenverteidiger-Ansammlung im Strafraum und dem seifigen Platz zu verdanken, dass nicht schon viel mehr Gefahr für das Düsseldorfer Tor entstand. Möglicherweise waren die KSC-Akteure auch etwas zu fahrlässig mit den sich bietenden Möglichkeiten umgegangen. Deshalb beschrieb KSC-Trainer Markus Kauczinski das Bild auf dem Platz recht treffend: „Wir hatten die Kontrolle, haben dem Gegner unser Spiel aufgezwungen, nur leider zu wenig Chancen herausgespielt.“
Das war allerdings nicht ganz der taktische Plan von Reck und Co., die bei Ballbesitz aus der Fünfer- eine Dreier-Abwehrreihe machen wollten, um damit druckvoll nach vorne zu spielen. Diese Taktik scheiterte nicht nur, sie schaffte sich auch selbst wieder ab. Erst nach der durch den Platzverweis bedingten Umstellung auf zwei Viererketten und einen Stoßstürmer nahmen die Fortunen plötzlich auch offensiv am Spiel teil. Als wenn die Spieler dem Trainer zeigen wollten, was bei ihnen besser passt. Den Karlsruhern gelang gar nichts mehr, weil sie sich einer deutlich kompakter stehenden Defensive gegenüber sahen — so wie es eigentlich mit der Dreier-/Fünferkette der Plan gewesen wäre.
Und eine weitere unfreiwillige Änderung sollte ebenfalls den Weg zum Punktgewinn ebnen: Die durch Christian Gartners Knöchelverletzung erzwungene Einwechslung von Andreas Lambertz wurde zum Glücksgriff, weil „Lumpi“ im Unterzahl-Team genau die Laufleistung und Kampfbereitschaft an den Tag legte, die nötig war. Da fand auch Trainer Reck lobende Worte, nachdem er sich bei der Startelf-Frage noch für Fink und gegen Lambertz entschieden hatte: „Das war sein Spiel: Zweikämpfe gewinnen, Bälle erobern. Lumpi grätscht dazwischen, das zeichnet ihn aus.“
Ob Lambertz sich für die nächste Startelf nachhaltig empfehlen konnte? Das ist nur eine der kniffligen Taktik-Fragen, die es in den nächsten Tagen zu lösen gilt. Denn das System mit den drei Innenverteidigern hat sich vor dem Spiel gegen Erzgebirge Aue auch noch aus anderen Gründen selbst abgeschafft: Denn Jonathan Tah (Gelb-Rot) und Bruno Soares (fünfte Gelbe Karte) werden je für ein Spiel gesperrt sein, der Trainer kann am Freitag also in Dustin Bomheuer und Adam Bodzek ohnehin nur zwei „echte“ Innenverteidiger aufbieten. Reck gibt sich mit Konzentration auf die guten Aspekte des Spiels beim KSC betont gelassen: „Wir sind taktisch gut vorbereitet, können mit drei hinten spielen oder vier. Irgendwas machen wir schon im nächsten Spiel.“ Nur darf es diesmal durchaus von Beginn an funktionieren.