Porträt Raphael Wolf: Fortuna Düsseldorf stand immer hinter mir
Düsseldorf · Von Comeback ist zwar noch keine Rede. Aber Raphael Wolf trainiert bereits mit seinen Teamkameraden und will im Wintertrainingslager wieder angreifen.
Es war ein schweres Jahr für Raphael Wolf. Ein vestibulärer Schwindel ist nicht nur für einen Profisportler eine Erkrankung, die mit Ausfallerscheinungen des Gleichgewichtsinnes und dem Angriff aufs Immunsystem Folgen hat, die nur mit großem Aufwand in den Griff zu bekommen sind. „Ich bin sehr froh, dass mir Familie, Verein und Mitspieler den Rücken so gestärkt haben, dass ich nie aufgeben wollte“, sagt Wolf, der sich zeitweise nicht bewegen konnte, ohne von Schwindel erfasst zu werden.
Vor einem Jahr hat die Erkrankung angefangen. Jetzt ist Raphael Wolf zurück und möchte spätestens zum Wintertrainingslager in Marbella wieder angreifen. „Ich habe das Ziel, dann auch wieder im Kader der Fortuna zu stehen“, sagt er, der es als richtige Entscheidung empfunden hat, bei Fortuna zu bleiben. „Wer weiß, wie ein anderer Klub damit umgegangen wäre?“
Es ist schwer nachzuempfinden, was Wolf so beeinträchtigt hat. Nicht jeder hat diese Krankheit bei ihm von Anfang an ernst genommen. Der Nerv für das räumliche Sehen ist quasi ausgefallen. „Zum Kühlschrank hin und zurück, war schon eine große Leistung. Ich musste eine kleine Ärztetour nach München, Heidelberg und Hamburg unternehmen, weil ich zu Beginn nicht wusste, was es genau ist“, erklärt Wolf. „Der Verein hat mir die Zeit gegeben, das Ganze komplett auszukurieren. Und ich wusste irgendwann auch, dass alles wieder komplett verheilt.“ Nach zwei Magenspieglungen und entsprechender Nachsorge war das Immunsystem wieder stabil. Inzwischen ist er auch selber wieder obenauf, weil er genau weiß, woran er ist. Neben dem leichten Torwarttraining geht Wolf auch jeden Tag mindestens eine Stunde in den Kraftraum. Zwei, drei Kilo an Substanz will er auch noch zulegen.
Das Wichtigste für Wolf ist, wieder alltagstauglich zu sein
Für sein Leben hat er einen andere, vielleicht lockere Einstellung gewonnen. Trotz des immer noch vorhandenen Ehrgeizes weiß er manche Dinge anders einzuschätzen: „Es ist ein etwas anderer Blickwinkel.“
So richtig beschwerdefrei ist er erst seit Anfang Oktober, im Juli war es für ihn spürbar aufwärts gegangen, nachdem die erste Rückkehr im Winter in Marbella völlig schief gegangen war. „Ich konnte damals nicht räumlich sehen“, beschreibt der Torhüter. Tatsächlich habe er dann an einem Comeback gezweifelt, aber die Ärzte haben ihm dargelegt, dass Sport für die Rehabilitation genau das Richtige sei. „Das hat mich sehr motiviert und mir einen Schub gegeben. Das Wichtigste war aber, wieder alltagstauglich zu sein“, sagt Wolf, für den es entscheidend ist, zu wissen, dass diese Krankheit nicht wiederkommen wird. „Und es ist ein schönes Gefühl zu spüren, dass sich die Mitspieler freuen, dass ich wieder da bin.“
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