Rechenspiele 500. Bundesligaspiel - Warum Funkel wieder kein Jubiläum feiert
Stolze Jubiläen feiert jeder gerne, sie kommen ja in der Regel nicht allzu oft vor. Friedhelm Funkel, angesehener Bundesligatrainer in Diensten von Fortuna Düsseldorf, kann das allerdings nicht sagen. Er feiert sein 500. Bundesligaspiel gleich dreimal. Wie das?
Vor drei Wochen, am 3. Oktober, verkündete die Deutsche Fußball Liga sein 500. Bundesligaspiel als Cheftrainer und alle, alle zogen nach. Loblieder wurden gesungen, Porträts des Bodenständigen geschrieben, der die Konzepttrainer in den Schatten stellt, seine Vita in den hellsten Farben gemalt – und er gab pflichtbewusst auf allen Kanälen Interviews. Warum auch nicht? Er hat sich eben auf die Statistiker verlassen.
Aber mit den Statistiken ist das so eine Sache, sie lassen oft keinen Spielraum für eigentlich notwendige Erklärungen und Einschübe. Der Kicker, das traditionsreichste Fußballfachblatt im Lande, nahm es da schon genauer und intervenierte in seiner letzten Montagsausgabe.
Demnach habe Funkel zwei Spiele weniger als gedacht und erläuterte schlüssig: am 16. Oktober 1992 saß er wegen Personalnot als Ersatzspieler auf der Uerdinger Bank „und musste laut Statut sein Traineramt ruhen lassen.“ Offiziell war nämlich Armin Reutershahn Trainer. Das zweite nicht gewertete Spiel war am 17. März 2001, als Funkel, nun bei Hansa Rostock, eine Innenraumsperre im Heimspiel gegen Bochum absitzen musste – auf der Tribüne. Von daher würde Funkel also heute in Paderborn sein 500. Bundesligaspiel leiten.
Aber zu früh gefreut. Noch einmal muss die Feier vertagt werden, denn wie diese Zeitung herausfand, leitet Funkel heute erst sein 499. Bundesligaspiel und kann sein Jubiläum dann nächste Woche im eigenen Stadion gegen den 1. FC Köln feiern. Denn er war auch am 9. Mai 1998 in Diensten des MSV Duisburg gesperrt und wurde bei Hertha BSC von Seppo Eichkorn vertreten.
Es war nicht ganz einfach, der Wahrheit auf die Spur zu kommen und Funkels Jubiläum erneut zu verschieben. Die Recherche kostete einige Mühe, Funkel wollten wir aus Gründen der Pietät nicht befragen. Am unergiebigsten war der direkte Weg der Zeugenbefragung: gleich drei MSV-Spieler sowie Funkels Vertreter Eichkorn konnten sich nach 21 Jahren einfach nicht mehr erinnern – als wenn sie jedes Jahr in Berlin 3:1 gewonnen hätten. Dietmar Hirsch tendierte sogar dazu, dass es eher nicht so war.
Der stets sachkundige Archivar des Kicker konnte wegen einer Knieoperation diesmal nicht helfen, das Digitalarchiv einer Berliner Zeitung beginnt erst mit dem Jahr 2000 und das Printarchiv einer westdeutschen Zeitung konnte nicht geöffnet werden, da der Schlüsselinhaber erkrankt war. Der führende MSV-Experte im Lande ging nicht ans Telefon, auch der engagierte Einsatz von Mitarbeitern des MSV-Museums führte nicht zum Ziel.
Die Rettung erbrachte letztlich der freundlichst gewährte Blick ins Archiv des Springer-Verlags. Die Bild am Sonntag meldete am 10. Mai 1998: „Friedhelm Funkel war nach seiner Attacke gegen Schiedsrichter Krug vor drei Wochen vom DFB gesperrt worden und saß auf der Tribüne in Reihe eins, Platz 39.“ Und wer da sitzt, wo 50 000 Hobbytrainer sitzen, der leitet kein Bundesligaspiel. Herzlichen Glückwunsch dennoch, lieber Herr Funkel, zum Jubiläum nächste Woche – aller guten Dinge sind ja drei.