Birgit Prinz gefeiert: Zwei Tore im Abschiedsspiel
Frankfurt/Main (dpa) - Kaiserwetter zum Prinz-Abschied: Als die deutsche Frauenfußball-Ikone um 19.45 Uhr endgültig von der großen Bühne abtrat, hatte sich die Abendsonne an dem strahlend schönen Tag bereits über dem Stadion in Frankfurt gesenkt.
6543 Fans erhoben sich von den Sitzen und schwenkten fröhlich, aber auch ein wenig wehmütig kleine Plakate: „Danke Birgit“, stand darauf. Prinz lächelte und gab das Kompliment nach dem rundum gelungenen Festtag am Ende ihrer großartigen Karriere zurück.
„Es hat riesig Spaß gemacht, ein gutes Spiel vor einer tollen Kulisse. Es war ein richtig schöner Abend“, schwärmte die 34 Jahre alte langjährige Spielführerin der deutschen Nationalelf, die nur leicht gerührt war und den Abend mit einer rauschenden Party mit fast 300 Gästen und Freunden ausklingen ließ. „Die Wehmutsphase kommt vielleicht noch. Heute habe ich den Tag einfach genossen, obwohl ich vorher ein bisschen angespannt war. Aber ich habe gesehen, dass mein Vater eine Träne verdrückt hat. Von daher hat es einer in der Familie übernommen.“
Zuvor hatte sie in ihrem Abschiedsspiel, das die mit ehemaligen Weggefährtinnen „aufgefrischte“ DFB-Elf 6:3 (3:2) gegen ihren Ex-Club 1. FFC Frankfurt gewann, die Zuschauer noch einmal super unterhalten. Immer wenn Prinz am Ball war oder zur Ecke antrat, brandete Extra-Applaus auf. Ein ums andere Mal schwappte „La Ola“ durch das prall gefüllte Stadion. Für die von Ex-Trainerin Tina Theune und der aktuellen Bundestrainerin Silvia Neid betreute DFB-Elf hatte das freundschaftliche Duell durchaus ernsteren Charakter: Vier Tage vor dem wichtigen EM-Qualifikationsspiel in Mannheim gegen Spanien am Samstag war es die letzte Formüberprüfung.
Entsprechend engagiert ging der zweimalige Weltmeister, für den Prinz nach 45 Minuten im FFC-Trikot dann in der zweiten Spielhälfte agierte, von Beginn an zu Werke. Nach Toren von Anja Mittag (10. Minute) und zweimal Celia Okoyino da Mbabi (14./37.) führte die DFB-Elf schnell 3:0, ehe der Schwedin Jessica Landström (38.) das 1:3 gelang. Und dann schlug zum ersten Mal die Hauptperson zu: Nach Landströms Querpass gelang Prinz in der 40. Minute aus rund 12 Metern mit ihrem letzten Tor für Frankfurt der Anschlusstreffer.
Viola Odebrecht (66.) erhöhte nach dem Wechsel auf 4:2, FFC-Stürmerin Landström (66.) setzte das Torfestival fort. Kurz darauf zwang die noch immer gut trainierte Prinz FFC-Torfrau Desiree Schumann mit einem Seitfallzieher zur Glanzparade, ehe Alexandra Popp nach Prinz-Pass zum 5:3 für die Nationalelf traf. Selbst DFB-Direktorin Steffi Jones hatte Prinz zu Ehren noch einmal die Schuhe geschnürt und 45 Minuten tapfer durchgehalten. Den Schlusspunkt aber setzte - natürlich - Birgit Prinz. Zum 6:3-Endstand in der 85. Minute erzielte sie ihr letztes Tor - dann trat sie mit einer Ehrenrunde von der Bühne ab.
Mit tosendem Applaus verabschiedet wurde nicht nur Prinz, sondern auch die Nationalspielerinnen Sonja Fuss, Kerstin Garefrekes und Torhüterin Ursula Holl, die einen dicken Blumenstrauß vom DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach überreicht bekamen. Ariane Hingst weilte in Australien. Alle haben ihre internationalen Karrieren nach der Heim-WM 2011 beendet. „Ich finde, die Vier sollte man nicht vergessen, weil sie alle sehr viel für den Frauenfußball getan haben“, meinte die Rekordnationalspielerin Prinz, die natürlich im Mittelpunkt stand und sich vor Lobeshymnen kaum retten konnte.
„Birgit Prinz war die prägende Figur des deutschen Frauenfußballs in den letzten zehn, 15 Jahren. Sie hat ihn im Bewusstsein der Öffentlichkeit weit nach vorne gebracht und salonfähig gemacht“, schwärmte „Kaiser“ Franz Beckenbauer über die erfolgreichste Spielerin der Welt, die in 214 Länderspielen 128 Tore schoss und Titel und Trophäen en masse einheimste.
Prinz sei „ein Qualitätssiegel in der ganzen Welt. Sie ist damit eine der größten Botschafterinnen, die der DFB hervorgebracht hat“, lobte auch Niersbach. Ihre Rekorde seien „kaum zu überbieten“, damit habe sie „sich ein Denkmal gesetzt“. Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier war gekommen, um die Rekordspielerin zu ehren. Sie wird dem deutschen Frauenfußball fehlen - bye, bye Birgit.