Champions League: VfL-Frauen wollen Titel verteidigen
Lissabon (dpa) - Mit dem Selbstvertrauen aus zuletzt sieben Bundesliga-Siegen in Serie streben Wolfsburgs Fußball-Frauen in Lissabon etwas aus deutscher Sicht Einmaliges an.
Im Estádio de Restelo soll gegen den schwedischen Vizemeister Tyresö FF am Donnerstagabend der Titel in der Champions League verteidigt werden - das gelang selbst den Branchengrößen aus Frankfurt und Potsdam zu ihren Glanzzeiten nie.
„Wir sind rechtzeitig wieder in Schwung gekommen“, sagte VfL-Coach Ralf Kellermann. „Es wird darauf ankommen, die Leistung auf den Punkt genau abzurufen. Das war in den letzten Wochen unsere Stärke.“ Besonders das 2:0 im Spitzenspiel gegen Turbine Potsdam am vergangenen Freitag hat den Norddeutschen noch einmal eine zusätzliche Portion Selbstvertrauen gegeben. „Das Spiel hatte eine ähnliche Bedeutung wie das Champions-League-Finale“, sagte Kellermann.
Mit großer Zuversicht bestiegen die Triple-Siegerinnen des vergangenen Jahres deshalb am Dienstag die Charter-Maschine in Richtung Lissabon. „Die Freude bei uns ist riesengroß, wieder im Finale zu stehen“, sagte Nationalspielerin Lena Gößling. Das regnerische Wetter in der portugiesischen Hauptstadt konnte die Laune nicht trüben, zumal am Mittwoch wieder die Sonne rauskam. „Die Bedingungen sind super, wir konnten auch ein bisschen was von Lissabon schon mitnehmen“, sagte Nadine Keßler. „Es kann losgehen“, meinte die Mittelfeldspielerin. Auch Kellermann sieht sein Team vorbereitet. „Alle brennen auf dieses Ereignis.“
Die Lust auf das zweite Königsklassen-Endspiel nacheinander wollen sich die Wolfsburgerinnen auch von den unschönen Rassismusvorwürfen im Anschluss an das Duell mit Potsdam nicht kaputt machen lassen. Die Verantwortlichen haben von den Brandenburgerinnen eine Entschuldigung gefordert, damit ist das Thema erst einmal erledigt. Alle Konzentration gilt der Auseinandersetzung mit dem schwedischen Topclub um die brasilianische Weltklassespielerin Marta.
„Jetzt können wir unseren Triumph von London bestätigen“, sagte Spielführerin Keßler mit Blick auf den Sieg 2013. Dass sie die Stimmung eines Finales in der Champions League bereits aus dem Vorjahr kennen, sehen die VfL-Frauen als wertvollen Erfahrungsschatz an. „Das kann ein kleiner Vorteil sein, der uns zum Favoriten macht“, sagte Gößling. Sie warnte aber zugleich: „Wir dürfen Tyresö nicht unterschätzen, wenn man sieht, was die für Spielerinnen in ihren Reihen haben.“
Personell sind die Skandinavierinnen in der Tat stark besetzt, im Kader wimmelt es von Nationalspielerinnen. Allerdings steckt der Club in großen finanziellen Schwierigkeiten, die Zukunft ist ungewiss. Das schlug sich zuletzt auch in den Leistungen in der Liga nieder. Mit lediglich sieben Punkten aus fünf Spielen steckt das Team in der Allsvenskan nur im Mittelmaß, hat seinen Rhythmus noch nicht gefunden. „Dass wollen wir nutzen“, sagte Erfolgscoach Kellermann.
Allerdings erwartet er keine konkreten Auswirkungen auf das Spiel. „Es ist bedauerlich, dass die Geschichte das Champions-League-Finale begleitet. Aber morgen geht es um den Pokal, alles andere ist egal“, sagte Kellermann. Damit der VfL das schafft, was den Bayern bei den Männern nicht gelang - den Titel in der Champions League verteidigen.