Lob von Vorgängerin Angerer DFB-Torhüterin Schult will Status bei EM untermauern

Sint-Michielsgestel (dpa) - Die deutsche Torhüterin Almuth Schult muss noch immer ein wenig um die uneingeschränkte Anerkennung in der Öffentlichkeit kämpfen. Doch mit jedem guten Spiel bei der Fußball-EM in den Niederlanden dürfte das Selbstvertrauen der Nummer eins weiter wachsen.

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Dass die 26-Jährige in Silke Rottenberg und Nadine Angerer zwei international renommierte Kapazitäten als Vorgängerinnen hatte, macht das Ringen um ihren Status nicht leichter.

Vor vier Jahren in Schweden stand in der ehemaligen Weltfußballerin Angerer noch eines ihrer Vorbilder zwischen den Pfosten. Schult saß als Kronprinzessin auf der Bank. „Ich habe viel von Natze gelernt. Sie ist eine herausragende Persönlichkeit und hat im Frauenfußball Maßstäbe gesetzt“, lobte Schult, die aber schon vor einem Jahr beim Olympiasieg der Deutschen in Rio de Janeiro im Tor stand.

Nach dem 0:0 gegen Schweden zum EM-Auftakt am Montag habe sie eine Glückwunsch-SMS von Angerer bekommen, die ihren Lebensmittelpunkt nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn nach Portland verlegt hat. Dort trainiert die 38-Jährige die Torfrauen des US-Profiligaclubs Portland Thorns. „Ich habe noch immer Kontakt zu Natze. Sie hat mir zur guten Leistung gegen Schweden gratuliert. Darüber habe ich mich sehr gefreut“, berichtete Schult am Mittwoch im Teamquartier der DFB-Elf in Sint-Michielsgestel. „Schließlich ist es auch meine erste EM.“

Dass die Frau mit der stattlichen Größe von 1,80 Meter in der Schlussphase gegen Schweden mit einigen gute Paraden den Punkt festhielt, tat ihr gut und gibt ihr Sicherheit und Selbstvertrauen für den weiteren Turnierverlauf. „Ich bin froh, dass ich dem Team helfen konnte. Allerdings wäre es mir lieber gewesen, ich hätte ein Tor kassiert, und wir hätten gewonnen“, betonte die Keeperin von Meister VfL Wolfsburg.

Noch bei der Generalprobe gegen Brasilien (3:1) Anfang Juli in Sandhausen hatte sich Schult einmal wieder einen groben Patzer geleistet, der prompt zum Gegentor führte. Im Verlauf einer kompletten Saison zeigt sie zuweilen einige Schwächen, erlaubt sich Schnitzer, die ihren Kritikern neue Nahrung gegen. Gleichwohl hält der neuen Torwarttrainer der deutschen Frauen, Simon Panter, große Stücke auf Schult.

Und die Stellvertreterinnen Laura Benkarth (SC Freiburg) und Lisa Weiß (SGS Essen) rütteln offenbar nicht an ihrem Thron. Ob Panters Antwort auf die Frage nach der derzeit besten Torhüterin der Welt seiner Überzeugung entsprach, ist schwer zu sagen. Jedenfalls sagte er am Mittwoch: „Sie sitzt rechts neben mir.“

Auch Bundestrainerin Steffi Jones ist weit davon entfernt, Schult in Frage zu stellen. Zudem berief sie die in Dannenberg (Elbe) geborene Torhüterin, die Interviews stets souverän meistert, in den Mannschaftsrat. „Almuth genießt das Vertrauen der Trainer und der Teamkolleginnen“, betonte Jones vor dem Turnierstart.

Neben Angerer zählen auch viele männliche Kollegen zu den Vorbildern, von denen sie sich gern das eine oder andere abschaut. DFB-Kollege Manuel Neuer ist für sie der Beste der Zunft. „Er ist ein kleiner Perfektionist und hat das Torwartspiel revolutioniert. Zudem hat er einen unglaubliche Präsenz“, schwärmt Schult.

Aber auch Marc-André ter Stegen, Bernd Leno oder Kevin Trapp beeindrucken sie. Ter Stegen sei unglaublich gut mit beiden Füßen, Leno und Trapp ganz stark auf der Linie. „Auf der Torhüter-Position hatten wir in Deutschland noch nie ein Problem.“ Und auch bei den DFB-Frauen soll das so bleiben.