Düsseldorferin im DFB-Team - Inka Grings: "Ich bin kein Wandervogel"
Knapp vier Wochen vor Beginn der Frauen-Fußball-WM in Deutschland sprach die WZ mit Nationalspielerin Inka Grings über Bodenständigkeit, ihre Heimatstadt Düsseldorf und "positiven Druck".
Sind Sie eigentlich noch oft in Düsseldorf?
Inka Grings: Natürlich, ich komme aus Düsseldorf, ich bin Düsseldorferin. Meine Familie wohnt dort, Düsseldorf ist eine Superstadt, ich bin sehr gerne dort.
Deshalb sind Sie ja wahrscheinlich auch nach Köln gezogen?
Grings: Sollen wir das Gespräch jetzt schon beenden? Eigentlich hatte es doch ganz nett angefangen.
Auffällig ist, dass Sie professionell immer nur in Duisburg gespielt haben. Man sollte doch erwarten, dass ambitionierte Fußball-Nationalspielerinnen vielleicht auch einmal ins Ausland wechseln. Oder zumindest in der Bundesliga. Nach Potsdam. Oder Frankfurt.
Grings: Ich bin aber nun einmal sehr bodenständig. Und nicht der Typ Wandervogel. In Duisburg hat es immer gepasst, ich hatte nie das Gefühl, woanders hingehen zu müssen. Ich bin von Düsseldorf nach Duisburg damals. Und ich finde das heute immer noch gut.
Man sollte meinen, ambitionierte Fußballerinnen hätten eine Fußballerin zum Idol. Bei Ihnen ist es aber Steffi Graf. Warum?
Grings: Sie hat mich immer fasziniert. In jeder Hinsicht. Ich spiele selbst auch weiter Tennis, aber logischerweise nicht mehr soviel wie früher. Damals in Eller habe ich davon geträumt, Tennisprofi zu werden, bin aber Fußballprofi geworden. Und so ganz schlecht bin ich ja nicht.
Kann man sagen. Obwohl Sie erst 2009 wieder in die Nationalmannschaft gekommen sind. Fast drei Jahre waren Sie nicht dabei, dafür hat sich der Boulevard sehr für Ihr Privatleben interessiert. Sind Sie heute froh darüber, dass diese Zeit vorbei ist oder froh darüber, diese Erfahrung gemacht zu haben?
Grings: Diesen Abschnitt hätte ich mir sparen können, aber ich habe meinen Weg gefunden, auch über viele Umwege. Ich bin reifer geworden, das braucht Zeit. Mein Vater ist 2006 gestorben, das sind tiefe Einschnitte. Aber die Zeit vor 2009 ist vorbei. Ich habe viel aus diesen Dingen gelernt.
Sie galten als Rebellin, Sie haben immer den Mund aufgemacht.
Grings: Ich wüsste nicht, was falsch daran sein sollte. Man wird nur durch Erfahrungen klug. Das sagt man doch, oder? Ich bin reifer und diplomatischer geworden, älter, erfahrener, wie Sie das auch immer nennen wollen.
Was ist heute anders als damals?
Grings: Vieles. Wir haben heute in der Nationalmannschaft einen Betreuerstab, der 18 Leute umfasst, bei 21 Nationalspielerinnen also fast ein Verhältnis von 1:1. Das ist überhaupt nicht mehr mit früher vergleichbar, das sind schon heftige Entwicklungen.
Die Weltmeisterschaft im eigenen Land ist ihre zweite nach 1999. Ihre erste richtige?
Grings: 1999 war auch schon eine richtige Weltmeisterschaft, stellen Sie sich das einmal vor. Aber im eigenen Land ist das natürlich etwas anderes. Auch 1999 habe ich gespielt, aber 2011 ist anders. Wir sind Welt-und Europameister, wir wollen den Titel, alles andere zu sagen, wäre ja Unsinn. Natürlich ist der Druck ungeheuer hoch, aber wir erleben diesen Druck positiv, das ist entscheidend.
Sonja Fuss ist wie Sie 32 Jahre alt, aber nicht nominiert. Was sie als Höchststrafe bezeichnet hat. Können Sie das nachvollziehen?
Grings: Natürlich kann ich das nachvollziehen. Das ist ganz bitter, wenn man bei einer Weltmeisterschaft im eigenen Land nicht dabei ist. Aber die Bundestrainerin hat ihre Entscheidung getroffen, damit muss man im Fußball leben. Und ich hoffe, dass Sonja damit auch irgendwann klarkommen kann. Das ist im Moment schwer. Das ist eine traurige Geschichte. Und wenn das einer nachvollziehen kann, dann bin ich das. Aber Sonja muss es akzeptieren.
Es gibt im Leben einer Sportlerin immer ganz große Momente, an die man immer zurückdenkt, innerhalb und außerhalb der Karriere. Kennen Sie solche Momente?
Grings: Ja, es gibt sicher solche Momente, auch gerade außerhalb der Karriere, die prägend sind. Aber der ganz große Moment für mich ist der, den ich noch nicht erlebt habe. Nach dem Finale der Weltmeisterschaft den Pokal in Händen halten zu dürfen. Ich stelle mir das so vor, dass man einen solchen Moment einfach als gewaltig empfinden muss. Ein absolutes Highlight, mit nichts anderem vergleichbar. Ein Moment, den man in seinem ganzen Leben nicht vergessen wird.
Und danach?
Grings: Diese Weltmeisterschaft im eigenen Land hat absolute Priorität, weiter denke ich im Moment nicht.