Gefeiert: Prinz wollte nie „Everybody's Darling“ sein
Nürnberg (dpa) - Im Verlauf ihrer einzigartigen Karriere wurden Birgit Prinz zahlreiche Attribute zugeschrieben. Als mürrisch galt sie, als schroff oder stur, zuweilen gar als unnahbar.
Dies prägte ein öffentliches Image, das Deutschlands Fußball-Ikone in keiner Weise gerecht wird und die Ausnahmesportlerin völlig unzureichend beschreibt. Denn die Frankfurterin ist sensibel, fleißig und intelligent - eine Teamplayerin!
Einen Tag vor ihrem 36. Geburtstag am Freitag ernannte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Vorzeigeathletin auf dem Bundestag in Nürnberg zur Ehrenspielführerin. Prinz ist nach Bettina Wiegmann die zweite Frau, der diese Ehre zuteilwurde. Bei den Männern sind Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus Ehrenspielführer.
Die Auszeichnung hat die 214-malige Nationalspielerin (128 Tore) verdient. „Birgit Prinz ist ein Qualitätssiegel in der ganzen Welt. Sie ist eine der größten Botschafterinnen, die der DFB hervorgebracht hat“, lobte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach die langjährige deutsche Spielführerin bei ihrem Abschiedsspiel im März 2012. Niersbach-Vorgänger Theo Zwanziger, der nicht nach Nürnberg kam, sieht Prinz als „Galionsfigur des deutschen Frauenfußballs“ und „bescheidene Frau“. Und auch „Kaiser“ Beckenbauer adelte Prinz: „Sie war die prägende Figur des deutschen Frauenfußballs. Sie hat ihn im Bewusstsein der Öffentlichkeit weit nach vorne gebracht und salonfähig gemacht.“
Die Fans liebten ihren Star zum Anfassen, für die Medien war sie zuweilen nicht greifbar. Mittlerweile gestand Prinz, dass sie am öffentlichen Zerrbild nicht unschuldig war. „Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, mich zu verkaufen oder zu vermarkten. Ich habe das gemacht, was zu meinem Berufsbild dazugehört. Das hat mir gereicht.“ Die Frankfurterin wollte nie viel von sich und ihrem Privatleben preisgeben. „Ich hatte zwar dadurch dieses Image, aber das hat mich auch ein Stück weit geschützt. Ich weiß, dass ich mir manchmal selbst im Weg stand.“ In Nürnberg verriet sie: „Ich spiele noch hobbymäßig.“
Everybody's Darling - das war nicht ihr Ding. Dabei hätte sie dicke Werbeverträge an Land ziehen können. Denn die Erfolgsbilanz der dreimaligen Weltfußballerin ist einmalig. In ihrer 17-jährigen Laufbahn gewann sie fast alles, was es in ihrem Sport zu gewinnen gab. „Sie hat unvergleichliche und unverkennbare Meilensteile gesetzt“, lobte ihr männliches Pendant Matthäus.
Neben dem täglichen Training und den vielen Reisen meisterte die sehr belesene Prinz ihre Ausbildung zur Masseurin, später legte sie die Prüfung zur Physiotherapeutin ab. Als das geschafft war, absolvierte sie ebenso erfolgreich ein Psychologiestudium. Zurzeit arbeitet Prinz bei 1899 Hoffenheim als Psychologin, zuweilen half sie vor dem Bundesliga-Aufstieg der Frauen noch als Spielerin aus.
Sportlich gesehen blieben nur zwei Wünsche unerfüllt: Olympia-Gold gewann sie nie, und auch der Traum von einem krönenden Karriereabschluss als Weltmeisterin im eigenen Land platzte 2011. Das deprimierende WM-Aus im Viertelfinale gegen Japan erlebte die lange unantastbare Spielführerin - ausgemustert von Bundestrainerin Silvia Neid - 120 Minuten auf der Bank. Eine Demütigung.
Am Ende war es ein unwürdiger Abschied für die erfolgreichste Fußballerin der Welt. Doch längst ist Prinz mit sich im Reinen, auch mit Neid hat sie sich ausgesprochen und versöhnt. „Den Abschied bei der WM hätte ich mir anders gewünscht. Am Ende ist es dumm gelaufen. Aber grundsätzlich bin ich mit meiner Karriere sehr zufrieden.“ Für Neid steht fest: „Sie hat es absolut verdient. Ich freue mich unheimlich, dass sie in diesen Kreis aufgenommen wird, denn sie gehört dorthin.“