Geisterspiel in Rumänien - Vorfreude auf St. Pauli
Mogosoaia (dpa) - Nach der pompösen Heim-WM hat die deutschen Fußball-Frauen der graue Alltag wieder. In der EM-Qualifikation in Rumänien bestritten sie ein Geisterspiel vor ungefähr 100 Zuschauern - und passten sich mit ihrer Leistung bei dem 3:0 (1:0)-Arbeitssieg der tristen Kulisse an.
„Man kann sagen, dass das Selbstbewusstsein noch nicht wieder da ist“, urteilte Spielführerin Nadine Angerer, „diese 'positive Arroganz'“. Den Rumänien-Trip schnell abhaken hieß die Devise. Schon abends um 23.30 Uhr waren die Spielerinnen zurück im Hotel in Hamburg - auf St. Pauli steht am Mittwoch das Freundschaftsspiel gegen den WM-Dritten und Euro-2013-Gastgeber Schweden an. „Es macht auf jeden Fall mehr Spaß vor einer vier - oder gar fünfstelligen Zuschauerzahl zu spielen“, sagte Angerer.
Spielerisch wird es gegen die starken Schwedinnen auch leichter als gegen den mauernden Weltranglisten-36. aus Rumänien, glaubt die Torhüterin vom 1. FFC Frankfurt. Der siebenmalige Europameister fuhr in dem Bukarester Vorort Mogosoaia zwar den zweiten Dreier im zweiten EM-Quali-Spiel ein, enttäuschte aber spielerisch. „Ganz zufrieden sind wir nicht“, sagte eine etwas genervt und ratlos wirkende Bundestrainerin Silvia Neid. „Wir haben es nicht geschafft, gute Pässe zu spielen, die Präzision hat in vielen Szenen gefehlt.“
Die Offensive - dort holpert es bei der erfolgsverwöhnten Neid-Elf noch zum Neuanfang nach dem WM-Viertelfinal-K.o. und der verpassten Olympia-Qualifikation. Die zurückgetretenen Birgit Prinz und Kerstin Garefrekes sind schwer zu ersetzen - schmerzlich vermisst werden auch die verletzten Célia Okoyino da Mbabi (Schulter) und Kim Kulig (Kreuzbandriss). Stürmer-Routinier Inka Grings fehlt nach dem Wechsel zum FC Zürich in die Schweiz noch etwas die nötige Spielpraxis.
Die Tore erzielten Lena Goeßling (21. Minute), Fatmire Bajramaj (56.) und per Strafstoß Melanie Behringer (59.). Den überzeugendsten Eindruck machte noch die Duisburgerin Simone Laudehr, deren Mutter aus Bukarest stammt. Aber auch an ihrem Gesicht nach dem Spiel war Verunsicherung abzulesen. „Das müssen wir jetzt mit der Trainerin aufarbeiten - mal gucken“, sagte Laudehr. Die etwas abhandengekommene Spielfreude und Lockerheit soll nun im Tollhaus Millerntor-Stadion zurückkommen. Zur Einstimmung besuchten einige Spielerinnen schon mal das Zweitliga-Spiel St. Pauli gegen FSV Frankfurt.