Keine Feier für Jubilar Schröder

Potsdam (dpa) - Jeglicher Rummel um seine Person ist ihm fremd. „Was kann ich dafür, dass ich vor 70 Jahren an diesem Tag geboren wurde. Ich mag solche Empfänge nicht, solcher Art Personenkult ist nicht mein Ding.

Ich habe das alles abgesagt“, meinte Bernd Schröder.

Der nicht unumstrittene Meister-Coach, der am 22. Juli seinen 70. Ehrentag feiert, wird für zwei Tage mit seiner Frau wegfahren und in aller Stille sein Jubiläum genießen. „Und Dienstag früh stehe ich wieder auf dem Trainingsplatz“, kündigte der Trainer von Frauen-Champion FFC Turbine Potsdam an. Irgendwann Ende August will er mit „seinen Mädels“ dann in einem wunderbaren Ambiente in kleiner Runde auf seinen Geburtstag anstoßen. Dann sollen auch Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck zu seinen Gästen gehören.

Bernd Schröder ist der dienstälteste deutsche Fußball-Trainer der Meisterklasse. Seit mehr als vier Jahrzehnten ist er bei Turbine tätig und hat mit seinem Team seit 2004 zweimal den Europacup, sechsmal die deutsche Meisterschaft und dreimal den DFB-Pokal geholt. Doch bei vielen Leuten ist er als ewiger Grantler und Nörgler verschrien. Er hat nicht wenig Feinde, wie er selbst sagt. Erst bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land verbrannte er sich mehrfach die Zunge, als er Bundestrainerin Silvia Neid öffentlich attackierte.

„Wenn es mir um meine Person ginge, hätte ich ein Problem, dass ich in diese Ecke gestellt werde. Aber es ging mir immer um die Sache, ich habe mir jedes Wort der Kritik immer wohl überlegt“, sagt er heute im Rückblick auf so manches Scharmützel, das er sich vor allem mit seinen, wie er selbst sagt, „Erb-Feinden“ vom 1. FFC Frankfurt lieferte.

„In den vergangenen sechs Jahren sind zwölf Spielerinnen von uns nach Frankfurt gegangen, trotzdem sind wir viermal in Folge Meister geworden. Da stimmt doch was nicht im System. Das wird man doch wohl mal sagen dürfen“, äußerte sich Schröder erneut kritisch in Richtung Main-Metropole. Grundsätzlich findet Schröder, dass Kritik in der heutigen Gesellschaft viel zu kurz kommt. „Wir würden doch immer noch mit einem Lendenschurz rumlaufen, wenn wir in der Menschheitsgeschichte nicht über kritische Auseinandersetzungen mit Gesellschaft und Umwelt vorangekommen wären“, meint der Jubilar schmunzelnd.

Aber Schröder weiß auch, dass man Kritik in großer Öffentlichkeit nur äußern sollte, wenn man selbst erfolgreich ist. „Das ist sicher ein schmaler Grat. Aber für mich gilt immer das gesprochene Wort und nicht das Prinzip: Was stört mich mein Geschwätz von gestern“, äußert Schröder, der sich zum Geburtstag neben bester Gesundheit nichts sehnlicher wünscht als weitere sportliche Erfolge. „Wir wollen unseren Meistertitel erneut verteidigen und zum zweiten Mal die Champions League holen“, sagt er. Große Vorhaben, wenn man bedenkt, dass nach dem Titelgewinn erneut drei Nationalspielerinnen den Verein in Richtung Frankfurt und Wolfsburg verlassen haben.

Ein Ende seiner Trainer-Laufbahn hat Schröder noch lange nicht konkret ins Auge gefasst. „Natürlich wartet die Konkurrenz schon seit Jahren darauf. Unsere Substanz ist aber so stark, dass sie gut auch ohne mich zurecht kämen. Das Team ist lange aus dem Status der Krabbelgruppe heraus. Jetzt gilt es nur noch, den richtigen Zeitpunkt zu finden: Da arbeiten wir dran.“