Potsdams Frauen verpassen Champions-League-Krone
London (dpa) - Einen Monat vor Beginn der Weltmeisterschaft haben die Fußball-Frauen von Turbine Potsdam die erfolgreiche Titelverteidigung in der Champions League und die erhoffte Steilvorlage für die deutsche Nationalelf verpasst.
Im Königsklassen-Endspiel musste sich die Mannschaft von Rekord-Trainer Bernd Schröder in London in einer Neuauflage des Vorjahresfinals Olympique Lyon mit 0:2 (0:1) geschlagen geben.
Abwehrspielerin Wendie Renard (27. Minute) und die eingewechselte Lara Dickenmann (85.) sorgten mit ihren Toren für den verdienten Sieg des französischen Champions im altehrwürdigen Stadion Craven Cottage im Londoner Stadtteil Fulham. Lyon revanchierte sich damit 371 Tage nach dem Krimi von Getafe für die knappe Niederlage im Elfmeterschießen aus dem Finale 2010.
„Wir haben ein blödes Gegentor bekommen. In der zweiten Halbzeit hatten wir hundertprozentige Chancen. Wir sind selber schuld, wenn wir die nicht reinmachen. Es ist einfach traurig, aber es war auch schön, hier gespielt zu haben“, sagte Nationalspielerin Fatmire Bajramaj, die zur kommenden Saison zum großen Rivalen 1. FFC Frankfurt wechselt. „Letztes Jahr sind wir knapp gescheitert. Das hat uns zusätzlich motiviert“, gestand Lyons Torschützin Dickenmann.
Nachdem es den ganzen Tag über in der britischen Hauptstadt immer wieder geregnet hatte, zeigte sich pünktlich zum Spielbeginn die Sonne über der 115 Jahre alten Traditionsstätte direkt am Ufer der Themse. Vom Anpfiff weg entwickelte sich ein intensives und packendes Duell auf Augenhöhe.
„Diese beiden Teams haben auch in dieser Saison wieder alle ihre Gegner in den Schatten gestellt“, hatte UEFA-Präsident Michel Platini in der offiziellen Hochglanzbroschüre zum Finale geschrieben - und die Kontrahenten demonstrierten eindrucksvoll ihre Klasse.
Isabel Kerschowski prüfte nach fünf Minuten erstmals die französische Torfrau Sarah Bouhaddi. Kurz darauf wurde Bajramaj wegen einer Abseitsstellung zurückgepfiffen. Die 23-Jährige konnte bei ihrer Abschiedsvorstellung im Turbine-Trikot vor den Augen von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck nicht die ersehnten Akzente setzen.
Dagegen stand wie schon im Vorjahr Potsdams Torhüterin Anna Felicitas Sarholz im Fokus - diesmal allerdings nicht im Elfmeterschießen, sondern von Beginn an. Gefährliche Schüsse von Camille Abily (18.) und Lotta Schelin (20.) wehrte die 18-Jährige in ihrem hellblau-weiß gestreiften Dress noch gekonnt ab, gegen den Abstauber von Renard war aber auch die junge Keeperin machtlos.
31 Tage vor dem Eröffnungsspiel der WM zwischen Gastgeber Deutschland und Kanada im Berliner Olympiastadion und einen Tag vor der endgültigen Kader-Nominierung durch Bundestrainerin Silvia Neid war den Potsdamerinnen die fehlende gemeinsame Spielpraxis anzumerken. Insgesamt waren die Aktionen der Französinnen einen Tick durchdachter und zielführender vorgetragen.
Altmeister Schröder, der zum 41. Mal in einem UEFA-Wettbewerb auf der Bank saß und damit eine Bestmarke hält, vermisste schmerzlich seine Angreiferin Yuki Nagasato. Die Japanerin hat in der nun abgelaufenen Champions-League-Saison schon neunmal getroffen, musste sich kurz vor dem Anpfiff aber wegen einer Knieverletzung abmelden.
Auch nach dem Wechsel fehlte der Elf um die Nationalspielerinnen Bajramaj, Anja Mittag, Babett Peter, Josephine Hennig und Bianca Schmidt die nötige Effektivität im Offensivspiel, um die starken Französinnen in Gefahr bringen zu können.