Schröder: „Haben uns nicht abschlachten lassen“
London (dpa) - Fragen an Bernd Schröder, Trainer der Fußball-Frauen von Turbine Potsdam, nach der 0:2-Niederlage im Champions-League-Endspiel gegen Olympique Lyon:
Herr Schröder, woran lag es, dass es nicht geklappt hat mit der Titelverteidigung?
Schröder: „Wir hatten unsere Probleme in der Offensive, wo wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Das ist umso bedauerlicher, weil ich das Gefühl hatte, dass Lyon zwischenzeitlich mal ziemlich satt war. In der ersten Halbzeit waren wir nicht in der Lage, das Spiel von Lyon zu unterbinden.“
Waren Sie überrascht von der Spielstärke der Französinnen?
Schröder: „Ich habe schon vorher gesagt, dass die wesentlich stärker sind als im letzten Jahr. Aber das ist ja immer schwer, weil die meisten da nicht richtig hinhören. Wir waren vorbereitet, aber hatten gerade in der ersten Halbzeit nicht viel dagegenzusetzen. Weil die Harmonie im Mittelfeld und in der Abwehr, da wo unsere Nationalspielerinnen auch spielen, nicht funktioniert hat. Und der Ausfall von Yuki Nagasato war nicht so einfach zu kompensieren.“
Wie enttäuscht sind Sie nach der Niederlage?
Schröder: „Ich bin gar nicht so enttäuscht. Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass so etwas passieren kann. So etwas kann ja auch schlimmer ausgehen, wir haben uns ja nicht abschlachten lassen und auch nicht so schlecht gespielt. Die Enttäuschung bei den Spielerinnen, gerade der einen oder anderen Nationalspielerin, wird viel größer sein.“
Glauben Sie, dass die eine oder andere unsicher war wegen der endgültigen WM-Nominierung durch Bundestrainerin Silvia Neid?
Schröder: „Das glaube ich nicht. Wenn man aufs Spielfeld geht, versucht man alles zu geben. Wenn ich Nationaltrainerin wäre und mir das Spiel anschaue, dann ziehe ich natürlich meine Schlüsse über einzelne Spielerinnen. Und dann muss man auch in der Lage sein, selbst zu erkennen, gehöre ich in diese Weltmeister-Mannschaft rein oder nicht. Wenn ich nicht in der Lage bin, das selbst einzuschätzen, haben wir auch ein Problem für die Zukunft.“
Gibt es nun trotzdem eine große Feier oder Fish & Chips?
Schröder: „Wir wären schlechte Sportler, wenn wir nicht in der Lage wären, diese Saison mit einer ordentlichen Feier abzuschließen. Man kann auch bei Verlierern feiern. Wir haben unser Gesicht gewahrt, aus solchen Spielen lernen junge Spielerinnen.“
Wie haben Sie Lira Bajramaj in ihrem letzten Spiel für Turbine gesehen, die Sie zuletzt ja auch scharf kritisiert haben?
Schröder: „Ich habe Lira Bajramaj nicht kritisiert, weil sie schlechten Fußball gespielt hat, sondern weil viele Dinge um sie herum sie teilweise nicht zu besserem Fußball bewegt haben. Sie gehörte heute zu den Besten, sie hat alles gegeben, was sie im Moment kann und hat. Dass sie Möglichkeiten nach oben hat, wissen wir, aber das ist nicht mehr unsere Aufgabe.“