Silvia Neid: „Ich lasse mir keinen Druck machen“
Düsseldorf (dpa) - Im kommenden Sommer findet die Frauenfußball-Weltmeisterschaft zum ersten Mal in Deutschland statt. Das DFB-Team will als Gastgeber nach den Triumphen in den USA (2003) und China (2007) den dritten WM-Titel in Serie gewinnen.
Vor der Endrunden-Auslosung in Frankfurt/Main sprach Bundestrainerin Silvia Neid im Interview der Nachrichtenagentur dpa über mögliche Gruppen-Gegner, Erwartungen und Ziele sowie die Favoritenrolle beim Turnier vom 26. bis 17. Juli 2011. „Wir haben uns das hohe Ziel gesetzt, unseren Titel erfolgreich zu verteidigen. Damit es klappt, muss aber alles passen“, sagte Neid.
Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die Auslosung?
Neid: „Mit Spannung und Vorfreude. Dann wissen wir: So ist es und so geht es weiter. Dann können wir unsere Gegner beobachten und uns intensiv auf das Turnier vorbereiten. Unsere Planung steht ja schon.“
Haben Sie Wunschgegner?
Neid: „Wunschgegner habe ich nicht. Wir müssen es nehmen wie es kommt. Wir kriegen auf jeden Fall ein europäisches Team. Da Japan, USA und Brasilien auch gesetzt sind, scheiden diese Teams für unsere Gruppe aus. Aber wenn wir zum Beispiel Schweden, Nordkorea und Nigeria bekommen, haben wir schon ein Problem. Die hätte ich nicht so gern in der Gruppe.“
Nigeria hat ihr Team am Donnerstag 8:0 deklassiert. Wäre der Afrikameister nicht ein prima WM-Gegner?
Neid: „In Leverkusen haben die Nigerianerinnen nach unserer schnellen Führung die Lust verloren und sich nicht mehr gewehrt. Sie werden sich bei der WM ganz anders präsentieren. Da bin ich ganz sicher. Beim nächsten Mal werden sie uns die Knochen polieren.“
Nach den großen Erfolgen erwarten viele von den deutschen Frauen die erfolgreiche Titelverteidigung. Wird die Heim-WM ein Selbstläufer?
Neid: „Das sind Ahnungslose, die das glauben. Es kann viel passieren, es gibt Unwägbarkeiten wie Verletzungen zum Beispiel. Aber die Mannschaft weiß, wie schwer das Turnier wird und dass wir uns optimal vorbereiten müssen.“
Wie gehen sie persönlich mit den hohen Erwartungen um?
Neid: „Ich lasse mir keinen Druck machen. Ich spüre keine Last. Für mich ist das eine positive Herausforderung. Natürlich ist unser Ziel, Weltmeister zu werden. Damit es klappt, muss aber alles passen. Für uns würde ein Traum in Erfüllung gehen.“
Wer gehört noch zum Favoritenkreis?
Neid: „Sicher die USA, auch wenn sie in der Qualifikation Probleme hatten. Japan und Nordkorea sind stark. Die Europäer mit Schweden, Norwegen und England, Brasilien sowieso. Und gegen Australien haben wir uns zuletzt schwergetan. Da hätten wir auch verlieren können.“
Weil Deutschland sich nicht qualifizieren musste, gab und gibt es bis zur WM nur Testspiele. Ein Problem für die Vorbereitung?
Neid: „Es ist schwieriger, weil man keinen Druck hat. Den muss man sich selbst machen. Deswegen haben wir uns gute Gegner ausgesucht. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, nicht nur wegen der positiven Ergebnisse in diesem Jahr. Wir konnten viel testen und haben personellen Alternativen. Einige junge Spielerinnen haben sich gut präsentiert.“
Wie viele der 26 Spielerinnen, mit denen Sie ab 11. April in die unmittelbare Vorbereitung gehen, haben sie schon im Kopf?
Neid: „95 Prozent. Aber es gibt immer die Möglichkeit, noch auf den WM-Zug aufzuspringen. Ende Mai will ich meinen 21er-Kader nominieren. Wichtig ist hohe Flexibilität. Wir wollen Spielerinnen, die auf verschiedenen Positionen einsetzbar sind. Eins ist sicher: Bei der WM werden nur die Besten dabei sein.“