Soccer-Schocker: US-Liga pausiert
Boston (dpa) - Der Freude über die erfolgreiche Olympia-Qualifikation folgte der Frust. Mit einer Mischung aus Unverständnis und Wehmut haben die Fußball-Nationalspielerinnen der USA auf die Absage der neuen Saison in der heimischen Profiliga WPS reagiert.
Jungstar Alex Morgan sprach von einem „traurigen Tag“, die beliebte Hope Solo fand die Nachricht „sehr bitter und schade“, und selbst die für den 1. FFC Frankfurt spielende Ali Krieger wollte es „immer noch nicht glauben, dass die WPS in den USA nicht funktioniert“.
Am Montag hatte die WPS mitgeteilt, die kommende Spielzeit wegen gravierender Rechtsstreitigkeiten mit einem ehemaligen Teambesitzer abzusagen. 2013, so hieß es weiter, wolle man zurückkommen. Doch das scheint eher Wunschdenken als Wirklichkeit zu sein.
Die 2009 gegründete WPS ist nach ihrem Vorgänger WUSA bereits die zweite Frauen-Profiliga, die ihren Spielbetrieb nach nur drei Jahren einstellt. Dabei war der Hype um Abby Wambach und Hope Solo nach Platz zwei bei der WM im vergangenen Sommer in Deutschland so groß, wie seit dem Titelgewinn 1999 im eigenen Land nicht mehr. Doch die Hysterie um die US-Girls täuschte über die Probleme in der WPS hinweg.
Zu Beginn waren noch sieben Teams übers ganze Land verteilt, zuletzt nur noch fünf Mannschaft an der Ostküste übrig geblieben. Wie schon WUSA bot WPS zwar große Namen, schrieb aber trotzdem rote Zahlen. Und zuletzt stieg mit Sportartikelhersteller Puma ein wichtiger Sponsor aus.
Hinzu kommt der seit Monaten andauernde Gerichtsstreit mit Dan Borislow. Der 50-jährige Multi-Millionär hatte im Sommer Washington Freedom erworben, nach Boca Raton/Florida umgesiedelt und ihm den Namen magicJack gegeben - benannt nach dem von ihm erfundenen USB-Adapter. Bereits früh gab es Kritik an der Vereinsführung von Borislow, der schlecht über Sponsoren, andere Team-Besitzer und die Liga redete. Er hatte in Solo und Wambach zwar zwei Superstars, rührte dennoch kaum die Werbetrommel. Außerdem, so hieß es in einem Ligaschreiben im August, behandele er die Spielerinnen „unprofessionell und herabsetzend“ und zahle seine Rechnungen nicht.
WPS-Geschäftsführerin Jennifer OSullivan betonte, dass man sich entschlossen habe, lieber die Saison auszusetzen als weiterhin mit Borislow zusammen zuarbeiten. „Rückblickend muss man sagen, dass wir nicht sorgfältig genug waren“, sagt Thomas Hofstetter über Borislow.
Allerdings, so der deutsche Geschäftsführer des Sky Blue FC aus New Jersey, sei man vor einem Jahr in Eile gewesen und habe keine andere Wahl gehabt. Um langfristig existieren zu können, müsse man einige Dinge ändern, so Hofstetter. Er verweist darauf, dass es vor allem seitens des Verbandes an finanzieller Unterstützung fehlt. „In Deutschland bekommt jedes Team Geld vom Verband, in den Niederlanden und Norwegen ebenso. Der Verband kann nicht nur Visionen für die Männer haben. Frauen haben ebenfalls ein Anrecht darauf“, so Hofstetter.
O'Sullivan hob hervor, dass alle Profis sich sofort neue Teams suchen können. Noch ist allerdings unklar, ob die Nationalspielerinnen in Vorbereitung auf den angestrebten Gold-Hattrick bei den Sommerspielen in London ins Ausland wechseln, in einer unteren heimischen Liga spielen oder vermehrt Trainingslager und Testspiele absolvieren. Erst am Sonntag hatte das US-Team eindrucksvoll beim Qualifikations-Turnier in Vancouver das London-Ticket gelöst - die Spiele wurden mit einer Tordifferenz von 38:0 gewonnen.