Wolfsburg will dritten Champions-League-Titel
Reggio Emilia (dpa) - Mit dem Selbstbewusstsein aus fünf Siegen in fünf Endspielen fühlen sich die Final-Expertinnen vom VfL Wolfsburg selbst für die hohe Hürde Olympique Lyon gut gerüstet.
„Wir haben eine Menge Selbstvertrauen und haben speziell in der Champions League tolle Leistungen abgerufen“, sagte der Trainer der Fußball-Frauen, Ralf Kellermann, vor dem Finale gegen den französischen Double-Sieger in Reggio Emilia. „Wenn wir so einen Tag haben, dann sind wir in der Lage, Lyon zu schlagen.“
Fünfmal standen die Wolfsburgerinnen in den vergangenen Jahren im Finale von DFB-Pokal oder Champions League, fünfmal gewannen sie. Auf eine Fortsetzung dieser beeindruckenden Serie hofft auch Kellermann, der nach dem 2:1 im DFB-Pokalfinale gegen SC Sand das „Sieger-Gen“ seines Teams lobte. „Ich würde mich freuen, wenn es so bleiben würde“, sagte Zsanett Jakabfi, Doppeltorschützin im Pokalfinale. Stürmerin Alexandra Popp betonte: „Wenn wir unsere komplette Qualität auf den Platz bringen, ist es sehr schwer, uns zu schlagen.“
Das Duell mit Lyon ist die Neuauflage des Endspiels von 2013, als die VfL-Frauen den Favoriten 1:0 besiegten und im Jahr darauf den Titel verteidigten. Auch dieses Mal sieht sich Wolfsburg als Außenseiter. „Das ist ohne Zweifel eine der besten Frauenfußballmannschaften der Welt“, sagte Torhüterin Almuth Schult dfb.de über Lyon. Das Team, das mit Nationalspielerin Pauline Bremer und zahlreichen Stars anreist, hat sich bereits das Double aus Pokal und Meisterschaft gesichert.
Von seinen bisherigen vier Königsklassen-Endspielen verlor der französische Serienmeister jedoch zwei. „In einem Spiel ist immer alles möglich, das haben wir schon einmal gezeigt“, sagte Wolfsburgs Nationalspielerin Lena Goeßling mit Blick auf 2013. Kellermann ergänzte: „Wir sind nur Außenseiter und Lyon wird das Spiel machen. Aber wir werden uns gut auf Lyon und ihre Stärken vorbereiten.“ Der Trainer erwartet ein „Spiel auf Augenhöhe“. „Aber egal was passiert, sind auf alles vorbereitet, haben auf alles eine Antwort“, sagte er.
Im Finale im italienischen Reggio Emilia haben beide Teams die Chance, als erstes Team zum dritten Mal die 2009 eingeführte Frauen-Champions-League zu gewinnen. „Wir wollen den Titel einfach als Zeichen unserer harten Arbeit nach Hause holen. Es ist also egal, ob es das dritte, vierte oder erste Mal ist“, sagte Torjägerin Popp. Lyon siegte 2011 und 2012, Wolfsburg holte den Titel 2013 und 2014. „Das sind die Begegnungen, auf die man ein ganzes Jahr hinarbeitet“, sagte Nationaltorhüterin Schult. „Jetzt sind wir im Finale. Nun wollen wir auch den Titel wieder nach Wolfsburg holen.“
Das Endspiel ist das 36. Pflichtspiel für die Wolfsburgerinnen, die es in diesem Jahr in zwei Wettbewerben bis ins Finale schafften. Das Team musste immer wieder mit Ausfällen kämpfen, auch Stürmerin Popp trug nach dem DFB-Pokalfinale vergangenen Samstag eine Bandage am Knie. „Optimal ist es nicht, aber ein Spiel hält es noch“, sagte sie. Offensivspielerin Jakabfi versprach, für die „riesige Herausforderung“ Lyon „noch einmal alle Kräfte“ zu bündeln. In Reggio Emilia sind bis auf die Langzeitverletzten alle Spielerinnen dabei.
Dafür verzichtete die Mannschaft auch auf eine große Feier nach dem DFB-Pokalsieg. Die soll dafür nach dem Champions-League-Finale nachgeholt werden, egal wie die Partie ausgeht. Am Freitag wird das Team in Wolfsburg im Rathaus empfangen - immerhin war die Saison schon allein mit dem DFB-Pokalsieg und der erneuten Qualifikation für die Champions League durch Rang zwei in der Liga erfolgreich. „Wir haben auf jeden Fall etwas zu feiern“, kündigte Kellermann an.
Olympique Lyon will mit Entschlossenheit und Optimismus gegen den VfL Wolfsburg das Triple holen. „Die richtige Einstellung entscheidet so ein Spiel“, sagte Trainer Gérard Prêcheur. „Wir spielen, um zu gewinnen: Meisterschaft, Pokal und Champions League. Zwei Ziele sind erfüllt, jetzt sind wir auf das Dritte fokussiert.“
Der französische Double-Sieger will im Endspiel auch Revanche nehmen für die 0:1-Finalpleite gegen Wolfsburg 2013. „Vielleicht gibt es ein Gefühl der Revanche, der deutsch-französischen Rivalität“, sagte Prêcheur. Abwehrspielerin Wendie Renard kündigte an, „all unsere Qualitäten über 90 Minuten“ einzubringen. „Wir sind bereit für den Kampf morgen. Wir haben dieses Spiel seit Wochen vorbereitet, und jetzt ist es an uns, das auf dem Platz zu zeigen“, sagte sie.