Pokalsiegerinnen Wolfsburgerinnen feiern Schult nach Elfmeter-Krimi
Köln (dpa) - Erst avancierte Almuth Schult zur Heldin im Elfmeterkrimi, dann gab sie selbstbewusst das nächste Ziel aus.
„Jetzt wollen wir aus dem Double das Triple machen. Mir wäre es auch egal, ob es wieder ins Elfmeterschießen geht. Hauptsache, wir gewinnen“, sagte die Fußball-Nationaltorhüterin des VfL Wolfsburg mit Blick auf das Champions-League-Finale am Donnerstag in Kiew gegen den französischen Titelverteidiger Olympique Lyon.
Dass nach dem fünften Pokalsieg - dem vierten in Serie - bereits das nächste Highlight in den Fokus rückte, spricht für den ungebrochenen Ehrgeiz und Titelhunger der 27 Jahre alten Keeperin. Wenige Minuten zuvor wurde sie nach dem 120-minütigen, zunächst torlosen Kraftakt im Finale gegen Bayern München als Matchwinnerin gefeiert. Mit Glanzparaden entschärfte sie die Strafstöße von Melanie Behringer und Lucie Vonkova, Bayern-Abwehrspielerin Kristin Demann traf die Latte. „Es gehört Glück und das richtige Bauchgefühl dazu“, sagte Schult.
Als Caroline Hansen den letzten Strafstoß zum 3:2 verwandelte hatte, sank sie auf die Knie. „Ich bin einfach glücklich, dass wir den Pokal geholt haben“, sagte die Norwegerin, die anschließend unter dem Pulk ihrer Mitspielerinnen im Rhein-Energie-Stadion fast erdrückt wurde.
„Almuth hat uns schon vorher im Spiel gehalten, und im Elfmeterschießen hat sie es eindrucksvoll gemacht“, lobte VfL-Trainer Stephan Lerch seine vor allem in der Nationalmannschaft als Nachfolgerin von Nadine Angerer lange nicht unumstrittene Nummer eins. So dürften auch Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch und die künftige DFB-Cheftrainerin Martina Voss-Tecklenburg auf der Tribüne den glänzenden Auftritt Schults mit Freude verfolgt haben.
Dass die Niedersächsinnen sechs Tage nach dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft das Double perfekt machten und nun wie 2013 nach dem Dreifach-Triumph streben, ist keineswegs selbstverständlich. „Wir haben Wolfsburg 120 Minuten einen großen Kampf geliefert“, meinte Bayern-Coach Thomas Wörle, dessen Team der zweite Pokalcoup nach 2012 verwehrt blieb. Gleichwohl präsentierten sich die Bayern vor 17 692 Zuschauern in Köln gegen das laut Wörle „derzeit beste Team Europas“ lange auf Augenhöhe. So war es kein Wunder, dass die Münchnerinnen bittere Tranen vergossen, während das VfL-Team ausgelassen mit dem Silber-Pokal durch das Stadion tanzte und anschließend sogar die Pressekonferenz sprengte. „Double-Sieger, Double-Sieger, hey, hey!“
Lerch, der gleich in seinem ersten Jahr als Chefcoach nahtlos an die Erfolge seines Vorgängers Ralf Kellermann anknüpft, gestattete seinen Spielerinnen eine Party-Nacht, mahnte aber auch. „Sie sollen den Moment genießen, aber nicht so feiern, als wäre es das letzte Saisonspiel“, meinte der 33-Jährige. „Aber sie sind so professionell, dass sie damit umgehen können.“
Bis zur Abreise nach Kiew am Dienstag steht nach den kräftezehrenden Wochen zunächst die Regeneration und Pflege im Vordergrund. „Ab Montag werden wir uns voll und ganz auf das nächste Endspiel fokussieren. Wenn wir den dritten Titel holen, wäre es eine grandiose Sache“, sagte Lerch, der wieder mit Alexandra Popp planen kann. Schult ist sicher, dass ein weiterer Kraftakt möglich ist. „Wir haben zuletzt immer im Sonntag-Mittwoch-Rhythmus gespielt. Da ist es von Samstag bis Donnerstag fast ein Luxus“, sagte die lachend.