Gentleman Hitzfeld geht

Der 64 Jahre alte Schweizer Nationaltrainer hört nach der WM 2014 auf.

Bern/Berlin. Immer perfekt gekleidet, immer höflich, immer mit der Attitüde eines Gentlemans: So ist Ottmar Hitzfeld in der oft ruppigen Fußballbranche bekannt. Selbst kritischste Fragen von Journalisten beantwortete er meist galant.

In absehbarer Zukunft wird man ihn in der Szene vermissen: Der 64-Jährige wird seinen 2014 auslaufenden Vertrag mit dem Schweizerischen Verband nach dann sechs Jahren nicht verlängern. „Das wird meine letzte Station sein. Danach werde ich nicht mehr Fußballtrainer sein“, sagte er.

Es sei die „schwierigste Entscheidung meiner Trainerlaufbahn“, bekannte der im südbadischen Lörrach geborene Hitzfeld. Der frühere Erfolgscoach von Borussia Dortmund und Bayern München hatte die Eidgenossen ungeschlagen zur WM-Endrunde in Brasilien geführt. Und sie dürfen weiter auf ihn bauen: Er will die Verantwortlichen bei der Suche nach einem Nachfolger tatkräftig unterstützen. „Wenn der Verband einen Rat braucht, kann er einen bekommen.“

Hitzfeld betreut die Eidgenossen seit 2008 und war „ein Glücksfall für den Schweizer Fußball“, wie Torwart Diego Benaglio vor geraumer Zeit festhielt. Verbandspräsident Peter Gilliéron ging in seiner Wertschätzung für Hitzfeld sogar noch weiter: „Ihm verdanken wir Anerkennung in der ganzen Welt und einen unschätzbaren Imagegewinn für unseren Sport“, ließ Gilliéron einst wissen. Der SFV wolle Hitzfelds Beschluss „akzeptieren und respektieren“.

Nun also soll bald Schluss sein mit der Hatz nach Erfolgen, die mit dem Chefcoach Hitzfeld eigentlich eine Garantie waren, egal, wo er arbeitete. Hitzfeld galt und gilt als Pragmatiker, der sein Tun nur einem unterordnete: dem Erfolg. „Aufgestellte Regeln müssen eingehalten werden. Als Trainer muss man das knallhart durchziehen, sonst hat man keine Chance“— das ist sein Motto.

Mit dieser Einstellung schaffte er es in seinen Münchner Zeiten, dass die Bayern ihr Image als „FC Hollywood“ abstreifen konnten. Und der Erfolg gab ihm recht.

Wie sehr der Mann, den man gefühlt nur mit einem Pokal oder der Meisterschale in der Hand lächeln sah, im Fußball aufging, macht er selbst deutlich. 2011 erklärte Hitzfeld, er habe zum Ende der ersten Bayern-Zeit 2004 kurz vor einem Burn-Out gestanden. Nach dreijähriger Pause übernahm er 2007 in München wieder — und wurde Meister.

Als Fußballer war Hitzfeld nie so gut wie als Coach. Für den VfB Stuttgart spielte er in der Bundesliga und in der 2. Liga. Dort gelang ihm 1977 ein Rekord: In der Partie gegen Regensburg erzielte er am 13. Mai beim 8:0 gleich sechs Treffer.