Gündogan fühlt sich wie neu geboren - Kreis schließt sich
Frankfurt/Main (dpa) - Beim Handschlag mit Teammanager Oliver Bierhoff strahlte Ilkay Gündogan wie ein kleiner Junge.
Der 24 Jahre alte Dortmunder ist nach einer gefühlten Ewigkeit zurück im Kreis der Fußball-Nationalmannschaft, und er fühlte sich am Montag bei der Zusammenkunft mit den alten Kameraden in Frankfurt am Main „wie neu geboren“. Und schon vor dem ersten Training am Abend sprühte Gündogan vor Ehrgeiz. „Der Tatendrang ist groß“, sagte er.
Bereits eine Woche vor der Nominierung hatte Bundestrainer Joachim Löw ihn angerufen, um ihm persönlich mitzuteilen, dass er nach seiner langwierigen Rückenverletzung und dem Comeback bei Borussia Dortmund in dieser Woche endlich wieder das geliebte Nationaltrikot überstreifen darf: „Ich bin sehr froh, dass ich wieder infrage komme nach der langen Leidenszeit.“
Der Ort der Rückkehr hätte kaum besser gewählt sein können. Am 14. August 2013 bestritt der defensive Mittelfeldspieler beim 3:3 in Kaiserslautern gegen Paraguay sein achtes und für inzwischen 19 Monate letztes Länderspiel. Er schoss das Tor zum 1:2, kurz danach musste er verletzt vom Platz. Es folgte „eine lange Leidenszeit“, wie Gündogan in der Frankfurter DFB-Zentrale erzählte.
Und jetzt könnte der BVB-Profi am Mittwoch ausgerechnet auf dem Betzenberg gegen Australien sein Länderspiel-Comeback feiern. „Es schließt sich für mich ein Kreis durch das Spiel in Kaiserslautern“, bemerkte Gündogan. Genauso wie der ebenfalls langzeitverletzte Münchner Holger Badstuber ist der gebürtige Gelsenkirchener wieder ein Mann mit Zukunft im Nationalteam. „Ich denke, dass beide das Ganze jetzt noch reifer angehen“, meinte Manager Bierhoff.
Gündogan sprach rückblickend auf die lange Zwangspause mit Schmerzen und der Ungewissheit um den weiteren Karriereverlauf von einem Lebensabschnitt, aus dem er etwas mitgenommen habe. Geduld und Gelassenheit zum Beispiel. „Jetzt Ansprüche zu stellen, wäre nicht richtig“, sagte er darum zu seinen Zielen beim Comeback. „Ich versuche, jede Minute Einsatzzeit mitzunehmen.“
Die Zeit, Kampfansagen an die Weltmeister Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Sami Khedira oder Christoph Kramer zu richten, ist natürlich noch nicht wieder reif. „Ich bin erst ein halbes Jahr wieder fit. Aber die Nominierung tut mir persönlich gut. Sie kann gut Auswirkungen haben für den Rest der Saison.“
Und darüber hinaus für die kommende EM-Saison. Es habe ihm wehgetan, den WM-Triumph in Brasilien lediglich wie ein gewöhnlicher Fan vorm Fernseher miterlebt zu haben. Das Auftaktspiel habe er damals noch im Krankenbett angeschaut. Weltmeister hätte auch er werden können. Aber im noch jungen Alter von 24 Jahren kann er noch vieles nachholen und gewinnen. „Gerade die Spieler, die den Triumph in Brasilien nicht miterlebt haben, sind hungrig. Deshalb wollen wir attackieren“, sagte Gündogan. Das klang dann doch schon wieder recht kämpferisch.