Italienische Serie A Anne-Frank-Aufkleber: Stadionverbote gegen Lazio-Fans

Rom (dpa) - Nach der Anne-Frank-Verhöhnung im Olympia-Stadion in Rom hat die Polizei Stadionverbote für 13 Lazio-Fans ausgesprochen. Insgesamt wurden 20 Anhänger des Hauptstadtclubs im Zusammenhang mit der antisemitischen Aktion identifiziert, wie die Polizei mitteilte.

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Gegen 13 von ihnen werde bereits wegen „Rassendiskriminierung“ aufgrund der Verbreitung beleidigenden, antisemitischen Materials ermittelt. Die Polizei führte am Freitag auch 13 Hausdurchsuchungen durch, wie die Behörde am Nachmittag mitteilte. Es werde außerdem nach weiteren Verantwortlichen für die antisemitische Aktion gesucht.

Nach dem Spiel gegen Cagliari Calcio am Sonntagabend waren an Stadion-Wänden Aufkleber entdeckt worden, die das jüdische Mädchen Anne Frank im Trikot des Stadtrivalen AS Rom zeigten. Neben den Aufklebern standen antisemitische und homophobe Sprüche, die AS-Rom-Anhänger beleidigen sollten. Die Aktion hatte zu großer Empörung über Italien und die Sportwelt hinaus geführt.

Anne Frank hatte sich mit ihrer Familie in Amsterdam vor den Nazis zunächst verstecken können und dort ein Tagebuch bis zur Verschleppung ins KZ geschrieben.

Der „Daspo“, wie die Maßnahme des Stadionverbots in Italien offiziell heißt, wird eigentlich gegen gewalttätige Fußballfans verhängt, um sie an weiteren Krawallen zu hindern. Die Daspos wurden für eine Dauer von fünf, in einem Fall von acht Jahren ausgesprochen, wie es in der Mitteilung hieß. Sechs der Lazio-Fans gehören den Ultras Irriducibili an.

Nach dem Auftauchen der antisemitischen Klebebilder soll der erste Spieltag eigentlich im Zeichen des Gedenkens stehen: Lazio-Spieler trugen beim Aufwärmen T-Shirts mit der Aufschrift „Nein zum Antisemitismus“ und einem Bild des Holocaust-Opfers Anne Frank. Außerdem wurde ein Ausschnitt aus Anne Franks Tagebuch vorgelesen. Das hatte der italienische Fußballverband FIGC in Abstimmung mit dem Sportministerium und der jüdischen Gemeinde für alle Spiele dieser Woche und am Wochenende angeordnet - wie auch eine Minute des Nachdenkens auf allen Plätzen, um das Gedenken an die Opfer des Holocaust zu fördern.