Argentinien will Titel - Messi nur Teilzeit-Arbeiter
Seattle (dpa) - Argentinien hat seine Favoritenrolle bei der Copa America Centenario unterstrichen. Zum Vorrundenabschluss kam der Vizeweltmeister in Seattle zu einem mühelosen 3:0 gegen Bolivien. Trainer Gerardo Martino konnte sich sogar den Luxus erlauben, Lionel Messi erst in der zweiten Halbzeit zu bringen.
Doch auch ohne ihren Superstar hatte die Albiceleste zur Pause durch Treffer von Erik Lamela, Ezequiel Lavezzi und Victor Cuesta bereits mit 3:0 geführt. Argentinien gewann als einziges Team alle drei Gruppenspiele. Zuvor hatte sich Titelverteidiger Chile durch einen 4:2-Erfolg gegen Panama als achtes und letztes Team für das Viertelfinale qualifiziert.
„Die Leute wollen ihn sehen, überall auf der Welt bezahlen sie dafür, und er muss damit klarkommen. Manchmal muss er spielen und manchmal sitzt er auf der Bank“, meinte Martino in Anspielung auf Messi. Der fünfmalige Weltfußballer des Jahres, der beim 5:0 im zweiten Gruppenspiel gegen Panama innerhalb von 19 Minuten einen Hattrick erzielte, wurde im ersten Durchgang von den Fans gefeiert und hatte sichtlich Spaß, das Spiel seiner Mannschaft als Reservist zu verfolgen.
Nach seiner Einwechslung hatte der 28-Jährige seine beste Szene, als er per Freistoß aus fast 30 Metern knapp den Torwinkel verfehlte. „Er hat sich gegenüber dem letzten Spiel gesteigert. Da hat er 30 Minuten gespielt, diesmal waren es 45, und er ist selbstbewusster. So werden wir weitermachen“, meinte Martino.
Messi bekam so viel Einsatzzeit wie seit seinem letzten Spiel für den FC Barcelona am 22. Mai im spanischen Pokalfinale gegen den FC Sevilla nicht mehr. Doch auch mit ihm als Teilzeitarbeiter war Argentiniens dritter Sieg bei dieser Copa nie in Gefahr. Martinos Mannschaft hatte 86,1 Prozent Ballbesitz.
Zur nächsten Partie fliegt sie quer über den Kontinent nach Massachusetts. In Foxborough treffen Messi und Co. am Samstag auf die bisherige Überraschungsmannschaft Venezuela. Im Football-Stadion der New England Patriots wollen sie den nächsten Schritt machen, um die Titel-Tristesse zu beenden. Denn trotz vieler großer Namen und mitunter grandioser Spiele, hat Argentinien seit dem Copa-Triumph 1993 keine große internationale Meisterschaft mehr gewonnen.
Titelverteidiger Chile hat sich gegen Panama für den Viertelfinal-Klassiker gegen Mexiko warm geschossen. Vor allem der Hoffenheimer Eduardo Vargas zeigte seine Torjäger-Qualitäten und traf beim 4:2 gegen Panama ebenso doppelt wie Alexis Sanchez. In den weiteren K.o.-Runden-Duellen treffen Jürgen Klinsmanns Amerikaner auf Ecuador, Peru spielt gegen Kolumbien. Rekordweltmeister Brasilien hatte das Viertelfinale ebenso überraschend verpasst, wie Copa-Rekordgewinner Uruguay.