Auch ohne Rehhagel: Griechenland bei WM
Bukarest (dpa) - Es geht auch ohne „Rehhakles“: Drei Jahre nach dem Abschied von Europameister-Trainer Otto Rehhagel haben Griechenlands Fußballer dem derzeit arg gebeutelten Land wieder Grund zur Freude beschert.
„Dieser Sieg ist für das griechische Volk“, verkündete Auswahltrainer Fernando Santos pathetisch nach dem 1:1 (1:0) von Bukarest mit Tränen in den Augen. Durch das Unentschieden in Rumänien haben sich die Griechen wieder für eine WM qualifiziert.
Vor 53 174 größtenteils entsetzten Zuschauern im Bukarester Nationalstadion ebnete Konstantinos Mitroglou den Griechen mit seinem Treffer (23. Minute) den Weg zum Turnier 2014 in Brasilien. Dass sich die Gäste den Ausgleich durch ein Eigentor von Vasileios Torosidis (56.) selbst einschenkten, kommentierte „Goalnews“ süffisant: „Wir haben alles gemacht. Ein Tor geschossen, was wir brauchten, und dann auch noch ein Gegentor geschossen, was wir nicht wollten.“
Schon beim 3:1-Sieg im Hinspiel in Piräus hatte Mitroglou zwei Treffer markiert - und wurde auch nun zum Matchwinner für die Hellenen. „Wir verbeugen uns vor den Jungs mit den blauen Trikots“, lobte „Metrosport“ die griechischen Fußball-Helden der Neuzeit.
Griechenland tritt damit zum dritten Mal nach 1994 in den USA und 2010 in Südafrika bei einer WM an. Die Bilanz allerdings ist ernüchternd: Bei der Premiere setzte es in drei Niederlagen in drei Spielen und auch unter Rehhagel kam 2010 nach nur einem Sieg gegen Nigeria das Vorrunden-Aus.
Angesichts der Finanzkrise ist der Jubel in Griechenland über die WM-Teilnahme weit größer als über vieles, was davor erreicht worden war. „Dieser neue Erfolg ist eigentlich der Wichtigste in der Erfolgsserie der letzten zehn Jahre, weil er in einem der schwierigsten Momente der griechischen Geschichte kommt“, schrieb die Tageszeitung „Kathimerini“ und stellte die Qualifikation damit sogar über den EM-Titel von 2004. Im Radio wurde derweil gewitzelt: „Hoffentlich finden wir das Geld, um nach Brasilien zu reisen.“
Diese Sorgen hätten die Rumänen auch gern. Doch nur ein selbst erzielter Treffer in zwei Spielen war zu wenig, um die seit 1998 andauernde WM-Abstinenz zu beenden. „Ja, diejenige Mannschaft hat sich qualifiziert, die es verdient hat, obwohl sie ein Tor aus dem Abseits geschossen hat und uns ein Strafstoß verweigert wurde“, maulte Trainer Victor Piturca im rumänischen Fernsehen.
Über seine vollmundige Ankündigung, sich für drei Monate in ein Kloster zurückzuziehen, wenn es mit der WM in Brasilien nicht klappt, verlor Piturca kein Wort mehr. Stattdessen forderten die Fans in Bukarest seinen Rücktritt. Nach rumänischen Medienberichten könnte Piturca tatsächlich demnächst abgelöst werden und ein Team in Asien übernehmen. Als potenzieller Nachfolger ist Dan Petrescu im Gespräch. Der Trainer von Dynamo Moskau hat angeblich jüngst ein Angebot von Crystal Palace aus der englischen Premier League abgelehnt.