„Aus dem Spiel“: Verkauf des AC Mailand rückt näher

Mailand (dpa) - Das Ende einer Ära nach mehr als 29 Jahren wollte Silvio Berlusconi dann doch nicht leichtfertig in ein paar Stunden entscheiden. Der Präsident des italienischen Fußball-Traditionsclubs AC Mailand schwieg und ließ die Öffentlichkeit warten.

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Vier Stunden lang hatte er mit dem thailändischen Investor Bee Taechaubol über einen Verkauf eines Teils seiner Club-Anteile verhandelt - die erwartete Entscheidung über das Angebot blieb jedoch bis Freitag aus. Doch die Zeit drängt, denn mit jeder sportlichen Pleite sinkt der Wert des Vereins. Zuletzt gab es ein bitteres 1:3 gegen CFC Genua.

Trainer Filippo Inzaghi bekommt trotzdem eine weitere Chance. Der 41-Jährige werde vorerst Coach bleiben, berichtete der vereinseigene TV-Sender. Nach dem vierten sieglosen Spiel in Serie und dem Sturz auf Platz zehn war zuvor heftig über eine Trennung spekuliert worden. „Ich gebe nicht auf, jetzt ist es am Club, eine Entscheidung zu treffen“, hatte Inzaghi nach der Pleite gegen Genua erklärt.

Im kommenden Spiel gegen den Vierten SSC Neapel muss Inzaghi gleich auf drei gesperrte und mehrere verletzte Spieler verzichten - die elfte Saisonpleite droht. Mittelefeldspieler Jeremy Menez wurde nach seiner Gelb-Roten Karte gegen Genua vom Sportgericht der Serie A sogar für vier Spiele gesperrt, unter anderem wegen Schiedsrichter-Beleidigung.

Auch die Fans des 18-maligen italienischen Meisters sind mit ihrer Geduld am Ende. Vor dem Spiel bildeten sie auf der Tribüne das Wort „Basta“, die Mannschaft wurde ausgepfiffen und beschimpft. Inzaghi wirkte nach der zehnten Saisonpleite geschockt und ratlos. „Es fällt schwer zu verstehen, was in diesen Momenten passiert“, gab er zu. „Wir müssen weitermachen, um die Saison mit Würde zu beenden.“ Die „Gazzetta dello Sport“ urteilte: „Endstation für Pippo. Milan gedemütigt, Inzaghi scheint schon aus dem Spiel.“

Seit 29 Jahren ist Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi Besitzer und Präsident des AC Mailand, der Club war ihm stets heilig, Gerüchte über einen Verkauf dementierte er immer wieder. Doch nach mehreren erfolglosen Jahren scheint der 78-Jährige den Verein nun tatsächlich loswerden zu wollen. „Wenn Verhandlungen laufen, gibt es gewisse Verschwiegenheits-Vereinbarungen“, erklärte Geschäftsführer Adriano Galliani, während der Chef von Berlusconis Medienunternehmen Mediaset, Fedele Confalonieri, das Angebot aus Asien bestätigte.

500 Millionen Euro für 51 Prozent der Anteile soll Taechaubol geboten haben, und auch der chinesische Investor Richard Lee liegt mit seinem Angebot über 600 Millionen Euro für 60 Prozent laut Medienberichten aussichtsreich im Rennen. Ein weiteres Treffen mit Taechaubol am Donnerstag platzte - stattdessen beriet sich Berlusconi stundenlang mit seinen Kindern, ohne öffentliche Erklärungen abzugeben.