Barça-Trainer von Guardiola menschlich enttäuscht
Barcelona (dpa) - Barça-Trainer Tito Vilanova ist von seinem Freund und Kollegen Pep Guardiola menschlich enttäuscht. Der jetzige Coach des deutschen Fußballmeisters Bayern München habe ihn in New York während einer langwierigen Krebsbehandlung alleingelassen, beklagte Vilanova.
„Guardiola war mein Freund, und ich hätte ihn gebraucht. Aber er hat das wohl anders gesehen“, sagte Vilanova. Der Barça-Trainer hatte sich in der ersten Hälfte dieses Jahres mehrmals wegen eines Krebsleidens in New York behandeln lassen. Guardiola lebte in der US-Metropole und bereitete sich dort mit Deutsch-Kursen auf seinen Amtsantritt beim FC Bayern vor. Er habe Pep nur einmal bei seiner ersten zweitägigen Kurzvisite in New York getroffen, berichtete Vilanova.
„Als ich später zwei Monate dort war, haben wir uns nicht mehr gesehen, und das war nicht meine Schuld“, sagte der Barça-Coach, der jahrelang der Assistent von Guardiola war und vor einem Jahr dessen Nachfolge als Cheftrainer angetreten hatte. „Ich habe (während der Behandlung) eine schlechte Zeit durchgemacht. Ich glaube, Guardiola hätte sich anders verhalten sollen.“
Der Bayern-Trainer hatte in der vorigen Woche schwere Vorwürfe gegen den Vorstand des FC Barcelona erhoben und damit beim spanischen Meister Bestürzung ausgelöst. Er hielt der Barça-Führung vor, falsche Informationen über ihn in Umlauf gebracht und Vilanovas Krankheit dazu genutzt zu haben, ihm Schaden zuzufügen. Vilanova bestritt die Vorwürfe seines Vorgängers. „Pep hat mit seinen Äußerungen nicht Recht“, sagte er. „Niemand hat meine Krankheit ausgenutzt, um Guardiola zu schaden. Der Vorstand hat mir und meiner Familie sehr geholfen.“
Zuvor hatte bereits Barça-Präsident Sandro Rosell die Vorwürfe des Bayern-Trainers zurückgewiesen. „Wir waren von den Vorhaltungen sehr überrascht, aber sie stimmen einfach nicht“, sagte der Clubchef dem katalanischen Sender 8TV. Er wolle aber keinen Streit mit dem früheren Erfolgstrainer der Katalanen, betonte Rosell. Daher betrachte er die Angelegenheit als erledigt.
Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war am Dienstag bemüht, die Sachlage zu beruhigen. „Ich denke, dass der FC Barcelona und Pep eine fantastische Zeit gehabt haben“, erklärte Rummenigge. Beide Parteien hätten großen Respekt voreinander. Er sei überzeugt, dass das, was passiert ist, kein Problem sei.
Versöhnlich klang auch Rosell. „Ich bitte die Barça-Fans, sich nicht in Anhänger und Gegner Guardiolas aufspalten zu lassen. Wir sind alle Guardiola-Fans“, sagte der Clubchef. Er würde es sogar begrüßen, wenn der jetzige Trainer des deutschen Meisters eines Tages Präsident des FC Barcelona werden wolle. „Dann würde ich für ihn stimmen“, kündigte Rosell an. Vilanova, der Guardiola nach eigenen Worten seit 28 Jahren kennt, wollte nicht so weit gehen. „Das werde ich entscheiden, wenn er sich für das Präsidentenamt bewirbt“, sagte der Barça-Coach.