„Blitz aus heiterem Himmel“ - Conte-Abschied trifft Juve

Turin (dpa) - Nach dem ersten Schockmoment wollte die Clubführung keine Zeit verlieren. Einen Tag nach dem völlig unerwarteten und aufsehenerregenden Abgang von Trainer Antonio Conte, präsentierte Italiens Fußball-Rekordmeister Juventus Turin seinen neuen Trainer:

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Der 46 Jahre alte Massimiliano Allegri soll den Club in die neue Saison führen. Doch nun muss der Meister der vergangenen drei Jahre ausgerechnet zu Beginn der Vorbereitung umplanen: Der neue Trainer bringt auch andere Wünsche und Vorstellungen mit.

Die verschiedenen Meinungen über die Zusammenstellung des Kaders haben wohl auch zum plötzlichen Ende der Zusammenarbeit zwischen dem 44 Jahre alten Conte und dem Club beigetragen, die der Norditaliener am Dienstag verkündete: „Gewinnen ist schwierig, es kostet sehr viel Anstrengung, egal wo du bist. Wenn du für einen so renommierten Club arbeitest und gewinnen musst, kann es noch anstrengender sein.“

Der ehrgeizige Conte wollte nach drei Meistertiteln und zwei Supercups mit dem Club auch international Erfolg und forderte Medienberichten zufolge zahlreiche teure Verstärkungen. Doch keiner der geforderten Spieler - unter anderem der Chilene Alexis Sanchez und der Kolumbianer Juan Cuadrado - konnte bislang verpflichtet werden. Zudem dachte Juve wohl über einen Verkauf des Chilenen Arturo Vidal nach, was Conte unter allen Umständen verhindern wollte.

„Die beste und ehrlichste Lösung, wenn auch mit Verspätung“, analysierte die „Gazzetta dello Sport“. Meinungsverschiedenheiten und Spannungen gab es schon länger, Conte hatte schon nach der vergangenen Saison über einen Abschied nachgedacht. „Eine Trennung die unvermeidbar geworden ist“, meinte „Tuttosport“. Trotzdem hatte Conte, der zwölf Jahre lang für Juve gespielt hatte, seinen Vertrag aber nach dem Ende der vergangenen Saison um ein Jahr verlängert.

„Das kommt unerwartet, ein Blitz aus heiterem Himmel“, kommentierte daher auch Kapitän Gianluigi Buffon. „Ein herber Verlust.“ Sein Teamkollege Claudio Marchisio betonte aber auch: „Conte hat uns nicht nur zu den Siegen geführt, Rekord für Rekord, er hat aus uns vor allem eine großartige Mannschaft gemacht.“ Und genau das gibt dem italienischen Rekordmeister Hoffnung für die neue Saison - auch wenn der Wechsel in der Vorbereitung die Planungen gehörig durcheinander wirbelt. „Was für ein Chaos!“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“.

Spätestens am Donnerstag sollte Allegri das erste Training leiten und die Vorbereitungen für die neue Saison angehen. „Wir fangen wieder bei Null an, aber mit dem Anspruch, jedes Ziel zu erreichen“, erklärte Club-Präsident Andrea Agnelli. Und auch der zurückgetretene Conte könnte schnell eine neue Aufgabe finden. Viele Beobachter sehen ihn nun als Favoriten für die Nachfolge von Cesare Prandelli als italienischer Nationaltrainer. Eine Entscheidung wird es jedoch wohl erst im August geben, wenn der neue Verbandspräsident gewählt ist.