Chaos und Proteste überschatten Confed Cup
Rio de Janeiro (dpa) - Radikale Demonstranten und schwer bewaffnete Polizeieinheiten haben sich im Confed-Cup-Spielort Fortaleza Straßenschlachten geliefert. Kurz vor Anpfiff des Spiels kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen in einiger Entfernung zur Castelão-Arena.
Tausende Polizisten versuchten die Demonstranten daran zu hindern, zum Stadion vorzudringen, wo am Mittwoch die Partie zwischen Brasilien und Mexiko angepfiffen wurde. Es gab Verletzte auf beiden Seiten. Gehen die Proteste weiter, droht der Confed Cup für den Gastgeber zum Fiasko zu werden.
Es gab zunächst keine offiziellen Angaben über die Zahl der Demonstranten in Fortaleza im Nordosten des Landes. Medienangaben schwankten zwischen 15 000 und mehreren zehntausend Teilnehmern. Der Protestzug hatte sich zunächst friedlich in Richtung Castelão in Marsch gesetzt, wurde dann aber von Polizisten gestoppt. Es flogen Steine, die Beamten setzten Tränengas und Gummigeschosse ein. Auch die berittene Polizei ging gegen die Demonstranten vor.
Auf den Plakaten waren Sprüche wie „Weniger Copa (WM) - mehr Schulen“ und „Brot und Spiele - Wem nützt die WM ?“ zu lesen. Ein Bild zeigte einen blutüberströmten Polizisten, der offenbar von einem Stein getroffen wurde. Nach Angaben eines deutschen Fotografen wurden für das Turnier akkreditierte Bildreporter mit vorgehaltener Waffe daran gehindert, die Konfrontationen zu fotografieren. Auch brasilianische Journalisten berichteten von massiven Drohungen der Sicherheitskräfte.
Die Aktion in Fortaleza hatte am Vormittag begonnen. Einige Zufahrten zum Stadion waren durch die Menschenmassen blockiert. Wie in anderen Städten des Landes richtete sich die Demonstration in Fortaleza auch gegen Korruption, Missstände im Gesundheits- und Bildungswesen und im Öffentlichen Nahverkehr. Die Gesamtkosten für die Weltmeisterschaft 2014 werden auf rund 28 Milliarden Reais (9,6 Milliarden Euro) geschätzt.
Auch im Großraum São Paulo, wo 2014 die WM eröffnet wird, gingen die Proteste nach den Demonstrationen der Nacht am Mittwoch weiter. Tausende Demonstranten blockierten mehrere zentrale Straßen und zündeten Autoreifen an. Es kam zu langen Staus. In der größten Stadt Brasiliens São Paulo war es in der Nacht auch zu Krawallen und Plünderungen gekommen. Mehr als 60 Personen wurden festgenommen.
Für Rio kündigten mehrere Gruppen für Donnerstag Demonstrationen an, wenn im Maracanã-Stadion das Spiel Spanien-Tahiti ausgetragen wird. FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke rechnet mit einer Million Demonstranten. Dies sagte der Franzose am Rande der Confed-Cup- Begegnung zwischen Gastgeber Brasilien und Mexiko in Fortaleza der Nachrichtenagentur dpa. „Wir können nichts tun“, sagte Valcke. „Das ist eine unangenehme Situation für alle Beteiligten. Niemand ist damit glücklich.“
Nach Medienangaben wurden die Polizeieinheiten in Rio auf mindestens 1800 Beamte verstärkt. Vermutlich liegt die Zahl höher, denn schon in Fortaleza waren nach Polizeiangaben 2500 Beamte im Einsatz. Die FIFA rechnet trotz der geplanten Massenkundgebung, die wenige Kilometer von dem für umgerechnet 360 Millionen Euro sanierten Maracanã-Stadion entfernt stattfinden soll, nicht mit Beeinträchtigungen des Spiels.
Brasiliens Stürmerstar Neymar soldarisierte sich mit den Demonstranten. „Ich bin Brasilianer, und ich liebe Brasilien!! Ich habe Familie und Freunde, die in Brasilien leben!! Deshalb will ich auch ein Brasilien, das gerechter, sicherer, gesünder und EHRLICHER ist!!!!“, schrieb der Nationalspieler im Internet. Vom Spiel gegen Mexiko an diesem Mittwoch in Fortaleza an werde er inspiriert durch die Protestbewegung aufs Feld gehen. Der Beweise folgte auf dem Fuß: Schon in der achten Minute schoss er im Castelão-Stadion die Führung für die Seleção.