Nach Absturztragödie „Chape“ verpasst Südamerika-Titel in Medellín
Medellín (dpa) - Knapp sechs Monate nach dem Flugzeugabsturz des brasilianischen Fußballteams Chapecoense hat das neuformierte Team den Titel im südamerikanischen Supercup verpasst.
Das Team verlor das Rückspiel bei Atlético Nacional im kolumbianischen Medellín mit 1:4, das Hinspiel hatte der Club aus der Stadt Chapecó noch 2:1 gewonnen. Wie es das Schicksal wollte, musste das Team wieder nach Medellín fliegen, dem Ort, wo das alte Team am 28. November 2016 beim Landeanflug abstürzte - das Flugzeug hatte keinen Treibstoff mehr. 71 Menschen starben damals, nur sechs überlebten.
Atlético gewann 2016 die südamerikanische Champions League, die Copa Libertadores, und stand im Finale um die in der zweiten Jahreshälfte ausgespielte Copa Sudamericana gegen Chapecoense, überließ aber den Titel nach der Tragödie dem Gegner. Dadurch kam es nun im Supercup (Recopa) zum erneuten Aufeinandertreffen der inzwischen befreundeten Clubs. Am vergangenen Wochenende gewann „Chape“ bereits wieder einen Titel - die Regionalmeisterschaft des Bundestaats Santa Caterina.
In einem emotionalen Spiel feierten die Fans in Medellín die Mannschaft von Chapecoense, das Team bekam nach der Katastrophe rund 25 neue Spieler. Die Tore erzielten für Atlético Dayro Moreno und Andrés Ibargüen (je 2), für „Chape“ traf Túlio de Melo. Zur moralischen Unterstützung waren auch vier Überlebende mitgeflogen: die Fußballspieler Jackson Follmann, Alan Ruschel und Neto sowie der Radiojournalist Rafael Henzel. Für sie war der Flug eine besondere emotionale Belastung. Dem Torwart Follmann musste nach dem Unglück der rechte Unterschenkel amputiert werden, er ist nun TV-Kommentator.
Nach dem Absturz waren zahlreiche Wertgegenstände, Computer, Trikots und Schuhe von Plünderern geraubt worden, die nach und nach auf dem Markt der in der Nähe der Absturzstelle gelegenen Stadt La Unión auftauchten. Anwohner machten es sich zur Aufgabe, die Sachen wieder einzusammeln - in einer Zeremonie mit Angehörigen und Überlebenden wurden nun rund 200 Gegenstände feierlich wieder zurückgegeben.