Chelsea macht es spannend - Ferguson schimpft
London (dpa) - Der Durchmarsch von Tabellenführer Manchester United zur historischen 19. englischen Fußballmeisterschaft ist vorerst gestoppt. Der FC Chelsea darf nach dem 2:1 über die Erzrivalen wieder von der Titelverteidigung träumen - zumindest ein wenig.
„United abgeschossen“, titelte Großbritanniens auflagenstärkstes Boulevardblatt „The Sun“ und meinte: „Das Titelrennen ist wieder offen.“ So weit wollte der zuletzt viel kritisierte Chelsea-Trainer Carlo Ancelotti aber noch nicht gehen. „Wir werden versuchen, den Abstand zu verkürzen, aber leicht wird es nicht“, warnte der dennoch erleichterte Italiener.
Statt mit 18 Zählern Rückstand um die Champions-League-Qualifikation kommende Saison bangen zu müssen, verkürzte Chelsea als nun Vierter hinter FC Arsenal und Manchester City die Distanz zum Tabellenführer. Mit einem absolvierten Spiel weniger fehlen zwölf Zähler auf United, das offenbar in den Abwerbepoker um den deutschen Nationaltorwart Manuel Neuer eingestiegen ist. Der Schalker Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies bestätigte, dass sich ein internationaler Berater bei ihm gemeldet und Interesse des englischen Topclubs angemeldet habe.
Manchesters Coach Sir Alex Ferguson hatte derweil Schiedsrichter Martin Atkinson als Schuldigen für Uniteds zweite Saisonniederlage ausgemacht. „Es war ein wichtiges Match, wir haben einen fairen Unparteiischen erwartet, aber nicht bekommen“, zürnte der Schotte, dem nun eine Strafe des englischen Fußballverbands FA drohen dürfte.
„Im dritten Jahr in Folge haben hier Schiedsrichterentscheidungen das Spiel verändert. Es fällt schwer, das hinzunehmen“, so Ferguson weiter. Er erregte sich insbesondere darüber, dass Chelseas brasilianischer Neuzugang David Luiz nach einem rüden Rempler gegen Wayne Rooney nicht Gelb-Rot sah.
Ferguson beklagte zudem den aus seiner Sicht fragwürdigen Foulelfmeter, den Frank Lampard in der 80. Minute zum Siegtreffer nutzte. Nach einem schönen Weitschuss von Wayne Rooney (29. Minute) hatte Chelsea zur Halbzeit noch wie der sichere Verlierer ausgesehen, doch nach der Pause drehten die „Blues“ auf. Insbesondere Luiz, der mit einem Volleyschuss ausglich (54.), machte auf sich aufmerksam. „Ohne Luiz' Klasse, Mut und Ballbeherrschung wäre United davongezogen“, schrieb die „Daily Mail“ anerkennend.
Auch andere Zeitungen zollten den zuletzt angezählten Londonern Respekt. „Chelsea gibt den Titel nicht ohne Kampf ab - keine Chance“, schrieb der „Daily Telegraph“. „Frank Lampard und Co. erinnerten sich in der zweiten Halbzeit endlich daran, dass sie Meister sind, zeigten Kraft, Schnelligkeit und Hunger vergangener Tage und stellten dieses außergewöhnliche Match auf den Kopf.“
Auf United, dem nach der Verletzung von Rio Ferdinand und der Gelb-Rot-Sperre für Nemanja Vidic die Innenverteidiger ausgehen, wartet zu allem Überfluss nun am Sonntag ausgerechnet Englands „anderer“ Rekordmeister. Der FC Liverpool, derzeit Tabellensechster, war wie United 18 Mal englischer Meister - und dürfte den Rivalen den 19. Titel so wenig gönnen wie kein anderer Verein.