Nach Transfer-Rekord Chinas Super League steht vor spannender Saison
Peking (dpa) - 50 Millionen Euro Ablöse für Anthony Modeste, 25 Millionen für Sandro Wagner, 15 Millionen Jahresnettogehalt für Mario Gomez: Bei ihrer Shopping-Tour in Europa wollte sich Chinas Super League auch in der Fußball-Bundesliga bedienen.
Doch in diesem Winter klappte das nicht.
Die Liga ist sportlich für Profis mit Ambitionen noch nicht reizvoll genug, die Vereine in Deutschland blockten die Gebote mitten in der Saison eisern ab. Doch einige (Alt-)Stars konnten die Chinesen ins Reich der Mitte locken. Der Teuerste war der Brasilianer Oscar, der für 60 Millionen Euro vom FC Chelsea zu Shanghai SIPG wechselte. Insgesamt gab die Super League stolze 388 Millionen Euro aus - keine andere Liga investierte im Winter mehr in Neuzugänge.
Dadurch, dass sich die Transfers auf mehrere Clubs verteilen, hofft die Liga endlich mal wieder auf Spannung. In den vergangenen sechs Jahren hatte jeweils Guangzhou Evergrande den Titel geholt. Auch vor dem Saisonauftakt am 3. März gilt das Team von Weltmeister-Trainer Luiz Felipe Scolari als Favorit und geht mit dem forschen Ziel in die Runde, alle vier möglichen Titel zu gewinnen.
Doch die Konkurrenz glaubt, aufgeholt zu haben. „Guangzhou mag auch in diesem Jahr der Favorit sein. Aber die Lücke wird kleiner“, sagt der bekannte Fußball-Reporter Ma Dexing. Er denkt natürlich vor allem an Shanghai SIPG nach dem Oscar-Coup, doch auch andere Clubs haben mit den TV- und Sponsorengeldern geprasst.
Der Argentinier Carlos Tevez wechselte zum Lokalrivalen Shanghai Shenhua und soll dort Berichten zufolge 38 Millionen Euro im Jahr verdienen. Der ostchinesische Verein Tianjin verpflichtete unter anderem den Belgier Axel Witsel für 20 Millionen Euro und Hebei China Fortuna investierte insgesamt fast 100 Millionen, unter anderem in den Brasilianer Hernanes von Juventus Turin.
Die Fans sind jedenfalls euphorisiert, Experten erwarten eine regelrechte Explosion beim Verkauf von Tickets und Trikots. Doch die Regierung schaut auch besorgt auf das rege Treiben auf dem Transfermarkt. Mit neuen Regeln versuchte sie dem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Künftig dürfen nur noch drei statt wie bisher vier ausländische Spieler pro Verein auf dem Platz stehen. Der Verband verfügte zudem, dass Vereine künftig mindestens 15 Prozent ihrer Ausgaben in die eigene Jugendarbeit investieren müssen.
Staats- und Parteichef Xi Jinping will bis 2025 rund 50 000 Fußballschulen bauen lassen. Er träumt von einer WM im eigenen Land und irgendwann auch dem Weltmeister-Titel. Das dürfte allerdings noch dauern. Chinas Nationalmannschaft belegt derzeit den 86. Platz der FIFA-Weltrangliste - noch hinter Trinidad und Tobago, Armenien und Katar.
Die umworbenen Spieler aus dem Ausland beobachten die Entwicklung jedenfalls gespannt. Das Geld lockt doch sehr. „Ich kann nicht sagen, dass ich nie nach China gehe“, erklärte der heftig umworbene Kölner Torjäger Modeste: „Es war jetzt nicht der Moment zu gehen.“ Und dann meinte er: „Wir schauen bis Sommer.“ Dann werden Chinas Clubs wohl nicht nur bei ihm einen neuen Anlauf mit verlockenden Millionen-Angeboten wagen.