Cissé stürzt Chelsea in Nöte - Champions League ade?
Frankfurt/Main (dpa) - Ein Traumtor von Ex-Bundesligaprofi Demba Papiss Cissé hat dem FC Chelsea im Kampf um die Champions-League-Plätze in der englischen Premier League einen Alptraum beschert.
Mit seinem Treffer der Marke „Tor des Jahres“ in der 94. Minute besiegelte der frühere Freiburger den 2:0-Sieg von Newcastle United und verbaute der Millionentruppe aus London damit den Weg in die Königsklasse über die Meisterschaft.
„Cissé wirft Chelsea aus dem Top-Vier-Rennen“, titelte der „Guardian“. Und der „Daily Mirror“ schrieb: „Alles andere als ein Sieg gegen Bayern München wird Chelsea in die Europa League verdammen.“
Mit 61 Punkten rangiert Chelsea zwei Spieltage vor Saisonschluss nur auf dem sechsten Platz und kann nur noch theoretisch in den Dreikampf um die Plätze drei und vier zwischen den Londoner Stadtrivalen Arsenal (3./66) und Tottenham (4./65) sowie Newcastle (5./65) eingreifen. „Dieses Resultat macht den 19. Mai zur ultimativen Nacht mit Höchsteinsatz für Roman Abramowitsch“, stellte „The Independent“ fest.
Interimscoach Roberto di Matteo bemühte nach der erst zweiten Niederlage im 17. Pflichtspiel unter seiner Regie zwar die üblichen Durchhalteparolen. „Wir werden uns pushen bis es unmöglich ist. Wir werden nicht aufgeben.“ Doch alle Beteiligten wissen: Nur ein Triumph im Champions-League-Finale gegen die Bayern kann Chelsea davor bewahren, erstmals in der seit 2003 andauernden Ära von Milliardär Roman Abramowitsch den Einzug in die europäische Königsklasse zu verpassen. Selbst ein Sieg im FA-Cup-Finale am Samstag gegen den FC Liverpool wäre wohl nur ein schwaches Trostpflaster, auch wenn di Matteo versprach: „Die Motivation wird da sein.“
Die „Magpies“, die dank des sehenswerten Doppelpacks von Cissé ihren ersten Premier-League-Sieg an der Stamford Bridge feierten, können am Sonntag im Kampf um die Meisterschaft zum Zünglein an der Waage werden. Dann empfängt Newcastle den Tabellenführer Manchester City (83), der sich im Fernduell mit dem punktgleichen Stadtrivalen United keinen Ausrutscher erlauben darf.
Fehlen wird Newcastle Cheick Tiote, der nach einem üblen Ellbogencheck von John Obi Mikel gegen den Kopf mehrere Minuten lang auf dem Rasen von den Ärzten beatmet werden musste. Kurz vor Spielende war der Ivorer aber wieder ansprechbar.
So erfuhr Doppeltorschütze Cissé die Aufmerksamkeit, die ihm gebührte. „Sie haben in Cissé so einen Spieler: Was der berührt, geht rein“, lobte sogar di Matteo. Der im Winter aus Freiburg gekommene Senegalese, der nach dem Abpfiff vor Freude den Rasen küsste, erhöhte sein Konto im zwölften Spiel auf 13 Tore und stellte damit den Ligarekord ein. Newcastle-Coach Alan Pardew, der nach dem 2:0 immer wieder ungläubig den Kopf schüttelte, stellte fest: „Sein zweites Tor war erstaunlich. Er ist ein großartiger Neuzugang.“
Cissé selbst hatte für sein „Wundertor“ - so die englischen TV-Kommentatoren - eine simple Erklärung parat. „Ich war müde und hatte keine Kraft mehr. Also dachte ich, ich schieße einfach mal“, schilderte er seinen Sonntagsschuss aus halblinker Position mit dem rechten Außenrist ins entlegene Eck.