Costa Ricas Nationalcoach teilt aus und tritt ab
San José (dpa) - Am Tag nach der Prügelei mit einem Sicherheitsmann bei einem Fußballspiel in Panama musste Costa Ricas Nationalcoach Paulo Wanchope Abbitte leisten.
„Wir sind alle nur Menschen und bedauerlicherweise habe ich unangemessen reagiert.“ Seinen Job war der Doppeltorschütze des WM-Eröffnungsspiels 2006 in Deutschland da schon los. „Ich möchte mich bei allen in Panama und Costa Rica entschuldigen“, sagt der einstige Stürmer bei einer eilig anberaumten Pressekonferenz nach seinem Rücktritt.
Am Vorabend hatte sich der Trainer nach dem Abpfiff der U23-Begegnung im Stadion Maracaná von Panama-Stadt eine heftige Schlägerei mit einem Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma geliefert. Der Mann hatte ihn von hinten geschubst, als er von der Tribüne auf das Spielfeld wollte. Wanchope verpasste seinem Kontrahenten daraufhin eine Ohrfeige. Dann eskalierte die Situation. Der Sicherheitsmann sprang den Nationalcoach an, beide prügelten wild aufeinander ein. Mehrere Ordner waren nötig, um die Streithähne zu trennen.
„Ich bedauere, was gestern passiert ist“, sagt Wanchope nach seiner Rückkehr nach Costa Rica. „Wenn aber jemand die Hand gegen dich erhebt, kommen die Emotionen hoch - und so ist dann eben die Reaktion.“ Tatsächlich sieht es auf TV-Bildern so aus, als sei die Aggression vor allem von dem Sicherheitsmann ausgegangen.
Die Lokalpresse reagierte nicht ganz so gnädig. „Wanchope in peinlicher Schlägerei“, schreibt die Zeitung „La Nación“. Direkt nach dem Vorfall fragte ein Fernsehkommentator: „Was für ein Vorbild ist er für seine Spieler? Das ist ein Mangel an Professionalität.“
Tatsächlich war es nicht das erste Mal, dass Wanchope die Nerven verlor. In seiner Zeit als Spieler bei Manchester City soll er einen Balljungen geschlagen haben. 2005 griff er in Málaga zwei Fans an, die ihn rassistisch beleidigt haben sollen. Als Co-Trainer der Nationalmannschaft forderte er 2011 bei einem Freundschaftsspiel den Brasilianer David Luiz zu einem Faustkampf heraus. Positiv in Erinnerung sind aber seine Tore für Costa Rica im WM-Eröffnungsspiel 2006 bei der 2:4-Niederlage gegen Gastgeber Deutschland.
„Sein Charakter hat Paulo Wanchope in seiner sportlichen Karriere einige Probleme bereitet“, urteilt der costa-ricanische Sportjournalist Kenneth Hernández. In der Region gehen Trainern immer mal wieder die Nerven durch. Erst vor gut zwei Wochen musste Mexikos Nationalcoach Miguel Herrera seine Hut nehmen, weil er einen Journalisten geschlagen haben soll.
In beiden Fällen waren die Ausrutscher aber wohl nur Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Wegen der zuletzt enttäuschenden Auftritte besonders beim Gold Cup stand Wanchope bereits in der Kritik. Seit Jahresbeginn hat die „Tricolor“ kein einziges Spiel gewonnen. Bei der WM 2014 feierte man noch den überraschenden Einzug ins Viertelfinale - mit Wanchope als Assistent von Chefcoach Jorge Pinto.
Nun muss ein Neuer das Team in die in drei Monaten beginnende WM-Qualifikation für Russland 2018 führen, in der es in der ersten Gruppenphase wieder gegen Panama geht. Alle Brücken hinter sich abbrechen will Wanchope nicht. „Ich habe es sehr genossen, das Nationaltrikot zu tragen. Ich will ganz ehrlich nur das Beste für die Mannschaft“, sagt er. „Ich bin bereit, mit dem künftigen Trainer zusammenzuarbeiten.“