Dank Wilmots: Belgien klopft wieder an die WM-Tür
Glasgow (dpa) - Der Name Belgien hat im europäischen Fußball wieder einen exzellenten Klang. Jetzt hat das kleine Nachbarland die Chance, groß rauszukommen und bei der WM-Endrunde 2014 in Brasilien als „Bèlgica“ an erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen.
„Wir müssen so weiter machen wie bisher“, lautet die einfache Maxime von Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Schottland am Freitag im Hampden Park von Glasgow.
In der Gruppe A stehen die „Roten Teufel“ nach sechs Siegen und einem Remis mit 19 Punkten ungeschlagen an der Tabellenspitze, von der sie praktisch nur noch von Kroatien (16) verdrängt werden können. „Wir sind noch nicht in Brasilien und müssen mit beiden Beinen am Boden bleiben“, sagte Wilmots, der das Cheftraineramt im Juni 2012 übernommen hatte.
Der 44 Jahre alte einstige Publikumsliebling des FC Schalke 04 hat Belgien zur „aufregendsten Mannschaft Europas“ gemacht, wie die „Süddeutsche Zeitung“ urteilte. Nach der Partie in Schottland stehen noch die Spiele in Kroatien (11. Oktober) und vier Tage später gegen Wales auf dem Programm. „Wir sind ein Haufen junger Burschen“, sagte Wilmots über seine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren. „Diese Generation hat es verdient, zur WM zu fahren.“
Zuletzt hatte sich Belgien 2002 für die Endrunde in Japan und Südkorea qualifiziert. Die Glanzzeiten liegen noch länger zurück. 1980, bei der EM in Italien, erreichte das Team das Finale; 1986 kam das WM-Aus erst im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Argentinien.
Inzwischen belegt Belgien Rang zehn in der Weltrangliste - knapp hinter Brasilien. Ein Geheimnis des Erfolgs ist sicherlich, dass Belgiens Profis auf dem Transfermarkt hoch geschätzt sind und die meisten Nationalspieler in starken europäischen Ligen aktiv sind. So verpflichtete Manchester United Mittelfeldakteur Marouane Fellaini für 32 Millionen Euro vom englischen Ligarivalen FC Everton, der im Gegenzug vom FC Chelsea den belgischen Stürmer Romelu Lukaku auslieh.
Zum Aufgebot für das Schottland-Spiel stehen in Torwart Koen Casteels (1899 Hoffenheim) sowie den Verteidigern Sébastien Pocognoli (Hannover 96) und Daniel van Buyten (Bayern München) drei Bundesliga-Legionäre. Allerdings hatte Wilmots vor dem Auftritt in Glasgow Verletzungssorgen. In Eden Hazard, Nacer Chadli, Jan Vertonghen, Axel Witsel und Zakaria Bakkali sind fünf Spieler angeschlagen.
„Ich nehme an, dass alle in der Lage sein werden zu spielen“, hofft Wilmots, der mit einer Mischung aus Disziplin, Teamgeist und mehr Professionalität ein ehrgeiziges Team formte. „Die Mentalität bei uns ist hervorragend“, sagte der in Deutschland früher als „Kampfschwein“ titulierte Ex-Profi. Es herrsche fast eine Siegermentalität wie „bei Schalke, als wir 1997 den UEFA-Cup holten“.