Das Feilschen beginnt: Letzte Runde für WM-Termin
Doha (dpa) - Beim globalen Gipfeltreffen der Fußball-Funktionäre in Doha geht es um viel mehr als die Festlegung auf den Lieblingstermin von FIFA-Boss Joseph Blatter für die skandalumwitterte Katar-WM 2022.
Wenn sich Vertreter des Weltverbandes, der Kontinentalverbände, der finanzstärksten Ligen und Vereine am 24. Februar in Katar zur letzten Sitzung der FIFA-Termin-Task-Force versammeln, beginnt schon das Feilschen um finanzielle Entschädigung der europäischen Spitzenteams.
„Wenn wir vom Sommer auf November oder Januar wechseln, wird es unser Geschäft beeinflussen“, sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kürzlich zur vertrackten Terminsuche. „Diese Kosten können nicht durch die Clubs bezahlt werden. Wir sind nicht bereit, diese zu zahlen“, sagte der Münchner in seiner Funktion als Chef der European Club Association ECA, der Vereinigung der europäischen Top-Teams.
Dennoch: Im November/Dezember 2022 soll das umstrittenste Turnier der WM-Geschichte stattfinden, konkret vom 18. November bis 18. Dezember. An diesem Zeitfenster gibt es praktisch keine Zweifel mehr, trotz der Alternativvorschläge Januar/Februar durch die UEFA und Mai durch die ECA, die am Dienstag nochmals präsentiert werden. „Wir gehen davon aus, dass wir unsere Idee vortragen können“, sagte ein ECA-Sprecher.
Vortragen ja, durchsetzen nein. Das weiß man auch bei der durch den Rummenigge-Vertreter Adriano Galliani vom AC Mailand in Doha repräsentierten ECA. Der Mai-Termin ist mehr oder weniger ein Schatten-Termin als Ausgangspunkt für die Kompensationsverhandlungen. Die Top-Clubs müssen in Opposition zur Blatter-Variante gehen, um möglichst viel materielle Entschädigung zu kassieren. Teuer wird die Terminverschiebung in den Winter für die FIFA sicherlich. Bundesliga, Premier League oder Primera Division werden sich die notwendige Saison-Unterbrechung in sieben Jahren teuer bezahlen lassen.
Geringfügig einfacher wäre eine neue Termingestaltung bei einer WM im Januar/Februar 2022, wie von UEFA-Chef Michel Platini in reflexartiger Opposition zu Blatter propagiert. Diese Variante kommt realistisch jedoch nicht infrage, da die WM mit Winter-Olympia kollidieren würde. IOC-Boss Thomas Bach soll von IOC-Mitglied Blatter das Versprechen haben, dass die FIFA nicht in Konkurrenz tritt.
Ein anderer Gegner des Wintertermins wurde offenbar elegant beschwichtigt. Der US-Sender Fox, TV-Rechteinhaber für den US-Markt, bekam kürzlich die WM 2026 von der FIFA quasi als Zubrot. In den USA läuft im November/Dezember die Football-Saison auf Hochtouren. Das Sommerloch im US-Sport wäre für den Sender lukrativer. Unter diesen Bedingungen kaufte Fox die Rechte für 2022. Eine Verbindung des neuen Deals zur Terminsuche 2022 wurde von der FIFA ausdrücklich nicht kommentiert.
Schon lange vom Tisch ist der traditionelle Termin im Juni/Juli. Die Hitze im Scheichtum am Golf wäre unerträglich, das hat auch die FIFA gut vier Jahre nach der WM-Vergabe durch ihr Exekutivkomitee akzeptiert. Dieses Exekutivkomitee - wenn auch in mittlerweile teilweise anderer Besetzung - wird bei seiner Sitzung am 19. und 20. März in Zürich schlussendlich den Termin festlegen. Abzuwarten bleibt, wie viele Alternativen die Task Force am Dienstag dem Gremium zukommen lässt. Wahrscheinlich ist, dass es neben November/Dezember Minimum ein weiterer sein wird. Der Schein einer demokratischen Entscheidung bliebe gewahrt.