Der ewige Friedrich - Sprung über den großen Teich
Berlin (dpa) - Amerika soll es also sein. Der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler Arne Friedrich spielt ab sofort in der nordamerikanischen Major League Soccer MLS.
Vor zwei Wochen bestand der 32-Jährige bereits den Medizincheck bei seinem neuen Arbeitgeber - angesichts seiner jüngeren Leidensgeschichte ein durchaus erwähnenswerter Fakt. „Ich bin beschwerdefrei und habe keine Probleme mehr mit dem Rücken“, äußerte Friedrich in einem Interview mit dfb.de. „Aber klar ist auch, dass man nach einer Bandscheibenoperation immer ein kleines Restrisiko hat.“
Am Freitag fliegt Friedrich nun in seine neue Wahlheimat Chicago, wo er einen Einjahres-Vertrag erhält. „Als großer USA-Fan freue ich mich besonders, dass mich mein erstes Engagement im Ausland in so eine großartige Stadt wie Chicago führt“, schrieb der Defensivmann auf seiner Homepage. „Nach langer Überlegung reifte der Entschluss, mich einer neuen sportlichen Herausforderung zu stellen.“
Die Rückkehr von Arne Friedrich ins Profigeschäft zum jetzigen Zeitpunkt überrascht. Mit seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg nach dem Abstieg von Hertha BSC aus der Bundesliga im Sommer 2010 wurden die Verletzungen immer schlimmer und die Auszeiten immer länger. Nach mageren 15 Bundesligaspielen für seinen neuen Verein wurde Friedrichs Vertrag auf eigenen Wunsch hin aufgelöst. Schon wurde über sein Karriereende spekuliert. „Eine Option war, wirklich komplett mit dem Fußball aufzuhören und etwas Neues zu wagen“, gestand Friedrich.
Schon häufiger in seiner Karriere schien Friedrich abgemeldet, doch der „ewige Arne“ gab nie auf. Nach der Heim-WM 2006 wurde er als Rechtsverteidiger zunächst durch junge aufstrebende Kräfte verdrängt. Die Europameisterschaft 2008 begann er als Ersatzmann - und marschierte dann als Stammkraft bis ins Finale. Auch vor der WM 2010 in Südafrika rechnete kaum jemand mehr mit dem meist bieder spielenden Verteidiger. Stattdessen stieg Friedrich dort sogar zur Führungskraft auf: „Er führt die jüngeren Spieler, ist laut“, lobte Bundestrainer Joachim Löw damals.
Jetzt will es Friedrich nochmals wissen. Angebote aus der Bundesliga und Europa habe es genug gegeben. Dennoch hat er sich „für den Sprung über den großen Teich entschieden“, verkündete der 82-malige Nationalspieler. Ausschlaggebend für diesen Schritt war wohl auch ein Gespräch mit dem ehemaligen Bundesligatorwart Frank Rost. Dieser hatte seine Karriere bei den New York Red Bulls ausklingen lassen. „Er hat gesagt, dass die Zeit in den USA für ihn eine super Erfahrung war“, berichtete Friedrich. In den USA wird er seinen ehemaligen Auswahlkollegen Torsten Frings treffen, der für den Toronto FC aufläuft. Am 17. März bestreitet Chicago Fire - auch der ehemalige Stuttgarter Pavel Pardo steht hier unter Vertrag - in Montreal das erste Saisonspiel.
Fire-Coach Frank Klopas freut sich sehr auf seinen „großartigen Neuzugang“ aus Germany: „Er hat eine unglaubliche Erfahrung, verfügt über eine Gewinner-Mentalität und kann das Team pushen.“ So viel Positives hat Friedrich zuletzt selten über sich gehört. An ein Comeback in der Nationalmannschaft glaubt Friedrich trotzdem nicht. „Ich rechne nicht damit“, sagte er dem „Kicker“, „aber wenn der Trainer mich braucht, wäre ich der letzte, der ihm absagt.“