„Der FIFA weiter dienen“ - Blatter kandidiert offiziell

Zürich (dpa) - Den Bitten der Kontinentalverbände kann Joseph Blatter nicht widerstehen: Mit bald 80 Jahren will der Schweizer den korruptionsgeplagten Fußball-Weltverband in eine fünfte Amtszeit führen.

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Fünf der sechs Konföderationen hätten ihn aufgefordert, am 29. Mai 2015 beim Kongress in Zürich erneut anzutreten. „Bitte bleib unser Präsident“, hätten sie vor dem Kongress in São Paulo vor der WM in Brasilien zu ihm gesagt, erzählte Blatter und grinste genüsslich.

„Meine Mission ist noch nicht zu Ende“, betonte der Schweizer auf einer rund 45-minütigen Pressekonferenz nach der Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees in der Verbandszentrale in Zürich. Mit offenem Hemdkragen und ohne Krawatte machte der 78-Jährige seine zuvor bereits häppchenweise angekündigte Kandidatur damit offiziell.

Der umstrittene und vielgescholtene Walliser gefiel sich in seiner Rolle als umgarnter Präsident und parierte die ein oder andere Frage in der gewohnten Mischung aus Selbstgewissheit und Angriffslust. Mal lehnte er sich in seinem Ledersessel zurück, mal rieb er sich die Hände. „Ich möchte der FIFA auch in einer fünften Amtszeit zur Verfügung stehen und weiter dienen“, sagte er.

Seit 1998 steht der ehemalige Generalsekretär an der Spitze des Verbandes und hat trotz zahlreicher Korruptionsaffären und Rücktritten von Spitzenfunktionären noch jede Krise überlebt.

Er würde sich freuen, wenn er gewählt würde, kokettierte Blatter - wohlwissend, dass dies nach aktuellem Stand der Dinge nur eine Formsache sein dürfte. Bis auf die Vertreter der UEFA, die offen auf Konfrontationskurs zu Blatter gegangen sind und ihn nicht wählen wollen, darf er sich der Unterstützung aus Afrika, Asien, Ozeanien, Südamerika sowie Nord- und Mittelamerika/Karibik sicher sein.

UEFA-Chef Platini hatte angesichts der Aussichtslosigkeit auf eine Kandidatur verzichtet. Dem aktuell einzigen Gegenkandidaten Jérôme Champagne werden keine Chancen eingeräumt.

Schon in den vergangenen Monaten hatte Blatter mehrmals seine Ambitionen geäußert und dies immer wieder fast wortgleich verpackt. „Meine Mission ist noch nicht beendet, das sage ich Ihnen. Wir werden die neue FIFA errichten“, sagte er kurz vor WM-Beginn in Brasilien. Einen Monat zuvor sagte er: „Meine Amtszeit ist zwar zu Ende, aber meine Mission ist noch nicht fertig.“

Dabei hatte er 2011 eigentlich angekündigt, dass die laufende definitiv seine letzte Amtszeit auf dem FIFA-Thron sein werde. Europäische Vertreter wie DFB-Chef Wolfgang Niersbach, Ligapräsident Reinhard Rauball und allen voran sein mittlerweile Intimfeind Platini forderten Blatter zuletzt mehr oder wenig öffentlich zum Rückzug auf. Zu sehr stehe er für die alte FIFA und deshalb einer Erneuerung der Organisation im Weg, lautet der Hauptvorwurf.

Tatsächlich steht Blatter nicht nur wegen der umstrittenen WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) mächtig unter Druck. Die großspurig angekündigte Reform ist nicht mehr als ein Reförmchen. Wesentliche Forderungen wie eine Amtszeitbeschränkung oder ein Alterslimit für FIFA-Präsidenten sind gar nicht erst berücksichtigt worden.

Dennoch gibt sich Blatter als Erneuerer des Verbandes. „Wir sehen, dass wir noch nicht am Ende unserer Reform sind“, sagte er. Die Katar-Debatte dürfte aber für Unruhe sorgen. Die Ankündigung Blatters, dass der Untersuchungsbericht zu den Korruptionsvorwürfen bei den WM-Vergaben 2018 und 2022 trotz großen Drucks von außen nicht veröffentlicht werden soll, sorgt für Kopfschütteln - auch über den Präsidenten.

Am Ende einer weiteren Amtszeit wäre Blatter 83 Jahre alt, er fühlt sich aber trotz einiger bizarrer Auftritte in der jüngeren Vergangenheit gerüstet für die Aufgabe. „Wir sind nicht die Herren unseres Schicksals. Im Moment fühle ich mich gut. Wer weiß, was in ein paar Monaten ist“, sagte Blatter. „Wenn ich mich wohlfühle, möchte ich dem Fußball aber weiter dienen.“