DFB sieht breite Zustimmung für EM in mehreren Ländern
Frankfurt/Main (dpa) - Bei der Europameisterschaft 2020 könnte der Fußball durch halb Europa rollen. DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock sieht bereits „eine breite Zustimmung“ für ein Endrundenturnier in mehreren Ländern.
Dies sagte der 55-Jährige in einem Interview des ZDF-„Morgenmagazins“ vor einem zweitägigen Workshop der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in Brüssel. „Wir gehen ergebnisoffen in die Gespräche, aber wir wissen inzwischen, dass es eine breite Zustimmung unserer Partner in Europa gibt“, sagte der Funktionär des Deutschen Fußball-Bundes.
Berlin sieht Sandrock allerdings nicht automatisch als deutsche EM-Stadt, falls es so weit kommt. Er könne sich dann ein Ausschreibungsverfahren vorstellen. In der deutschen Hauptstadt fand 2006 das WM-Finale statt. „Wenn es dazu kommt, dass diese Idee umgesetzt wird, dann muss man das herunterbrechen auf ein Bewerbungsverfahren im eigenen Land“, erklärte der DFB-Generalsekretär zum möglichen deutschen Spielort. „Das wäre zu früh, Berlin als gesetzt anzusehen. Ich glaube, wir haben eine Reihe wunderbarer Stadien in Deutschland.“
UEFA-Präsident Michel Platini hatte die Idee des Turniers in verschiedenen Ländern zum 60-jährigen Jubiläum des Kontinentalturniers bereits im Sommer zum Abschluss der EM in der Ukraine und Polen vorgebracht. „Mit dieser Maßnahme bringen wir den Fußball nach ganz Europa“, begründete der Franzose die Fußball-Revolution.
Die Gruppenspiele könnten in Hauptstädten wie Madrid, Lissabon, Paris, Moskau und London stattfinden. Nach Medienberichten gibt es ein Plan mit Begegnungen in 13 Ländern. Als Favorit für das Finale gilt die türkische Metropole Istanbul. Das Land am Bosporus hat sich ohnehin für das Endrundenturnier 2020 beworben - ebenso wie Aserbaidschan zusammen mit Georgien sowie Irland/Schottland/Wales.
Keine Bedenken hat Sandrock, dass die Entfernungen für die Fans zu weit wären bei einer EM in verschiedenen Ländern. Natürlich würden diese Bedenken mit einbezogen werden. „Insoweit möchte ich auch wirklich alle Fans beruhigen, das wird man sicherlich tun. Man muss aber auch ganz offen sagen, dass eine EM in Europa eine EM der kurzen Wege sein wird am Ende des Tages“, meinte er und verwies auf die nächste WM in Brasilien, dem fünftgrößten Staat der Welt.
DFB-Präsident Wolfsgang Niersbach hatte sich bisher ambivalent zu Platinis Plänen geäußert. Er bezeichnete sie als „reizvoll“, sagte aber auch: „Ich persönlich bin eigentlich ein Anhänger des alten Modells, mit dem ganzen Turnier in ein Land zu gehen.“ Franz Beckenbauer findet die Idee „sehr logisch: Mein erster Gedanke war: Respekt - das hört sich gut an.“ Am 7. Dezember berät das Exekutivkomitee der UEFA über die EM.