Die Leiden des Cristiano R.: Er will doch nur gewinnen
Berlin (dpa) - Er polarisiert. Und das weiß Cristiano Ronaldo. Er kann sogar jene verstehen, die ihn für arrogant halten. Wenn sie ihn kennen würden, würden sie das nicht mehr sagen, glaubt Ronaldo.
Selbst seine Liebste muss gelegentlich unter Cristiano Ronaldos Siegeswillen leiden. „Ich war im Swimmingpool mit meiner Freundin und manchmal machen wir ein Rennen“, erzählte der portugiesische Fußball-Superstar in einem Interview dem Sender CNN: „Manchmal musst Du ihr eine Gelegenheit geben, glücklich zu sein. Aber ich gewinne, weil ich es nicht mag, zu verlieren.“ Auf dem Platz ist das nicht anders.
Sieg oder Niederlage, schwarz oder weiß, dazwischen gibt es nichts. Das gilt wohl auch für die Fußball-Fans: Die einen lieben den 27-Jährigen aus Funchal, die anderen hassen CR7, den Glamour-Kicker mit der stets gegelten Frisur und der Figur einer griechischen Statue. „Die Leute, die mich arrogant nennen, mit denen würde ich gern eines Tages mal zusammen sitzen und reden“, erzählte Ronaldo. Wer ihn wirklich kenne, „wer mein Freund ist, den ich in mein Haus lasse und mit dem ich einen Tag verbringe, der weiß, dass ich es einfach hasse, zu verlieren“, sagte er.
Sein Ausnahmekönnen ist unbestritten, aber Ronaldo polarisiert. Dabei dürfte sein unbändiger Ehrgeiz nicht mehr als ein Sinnbild für den Unterschied zwischen sehr gut und Weltklasse sein. Der deutsche Formel-1-Star und zweimalige Weltmeister Sebastian Vettel erzählte einmal in einem Interview, dass er aus allem Möglichen eine Herausforderung mache - „Erster am Lift, Erster oben, Erster wieder unten, Erster im Zimmer, als Erster frisch geduscht - was auch immer, die sinnlosesten Dinge“ - selbst ein Überholmanöver an der Supermarktkasse.
Bei Vettel schmunzelt man darüber, er ist irgendwie der nette Bub von neben an. Wie auch Lionel Messi. Ronaldos etwa zwei Jahre jüngerer Konkurrent im Dauerduell um die Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres ist in Sachen Außendarstellung ein kompletter Gegenentwurf des Portugiesen. „Ich möchte deswegen nicht jammern“, sagte Ronaldo, aber sein auf manche arrogant wirkendes Auftreten auf dem Platz habe ihn manchmal sicher im Schatten des stets zurückhaltend und fast scheu wirkenden Argentiniers stehen lassen.
Und so wartet Ronaldo seit seiner Wahl 2008, als er noch bei Manchester United spielte, weiter auf die nächste Ehrung zum Weltfußballer. 2009, 2010 und 2011 hieß der Gewinner Messi. „Ich kann nicht sagen, ich hätte verdient zu gewinnen, aber ich bin in einer guten Position“, sagte Ronaldo in dem Interview eher bescheiden. Immerhin holte er mit Real die spanische Meisterschaft, Messi gewann mit Barca den Pokal. In der Champions League gingen beide leer aus.
Am 29. November dürften die beiden teuersten Fußballer der Welt zwei der drei noch verbleibenden Kandidaten um den Ballon d'Or sein. Die Kür findet am 7. Januar in Zürich statt. Nur zu gern würde Ronaldo diesmal den Goldenen Ball mit nach Hause nehmen und auch bei manch Fußball-Fan einen Volltreffer landen. „Wissen Sie, manchmal bin ich ein Opfer dessen, dass die Leute den wahren Cristiano Ronaldo nicht kennen“, meinte er in dem Interview.