Die möglichen Nachfolger von FIFA-Boss Blatter

Zürich (dpa) - Spätestens beim Wahlkongress am 26. Februar soll die skandalumwitterte Ära von Joseph Blatter als FIFA-Präsident endgültig Geschichte sein. Nach der Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den Schweizer ist aber auch ein früheres Ende denkbar.

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Ein Blick auf das Kandidatenfeld für die Nachfolge zeigt, dass nicht alle Bewerber einen Neuanfang bedeuten würden. Die (möglichen) Anwärter und der potenzielle Übergangs-Chef des Fußball-Weltverbands im Überblick:

MICHEL PLATINI: Bis zum Beben durch die Schweizer Bundesanwaltschaft war der UEFA-Präsident großer Favorit auf die Blatter-Nachfolge. Nun muss der 60 Jahre alte Franzose aber schnell erklären, warum er für Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 erst knapp neun Jahre später von Blatter zwei Millionen Schweizer Franken erhielt.

2011 unterstützten die UEFA-Verbände unter der Führung von Platini den Schweizer im Wahlkampf gegen Mohamed bin Hammam. Platini wurde von den staatlichen Behörden nur als „Auskunftsperson“ vernommen, wird sich aber voraussichtlich unangenehmen Fragen der FIFA-Ethikkommission stellen müssen.

PRINZ ALI BIN AL-HUSSEIN: Bei der vergangenen Präsidentschaftswahl vor knapp vier Monaten war der Jordanier noch Bewerber von Michel Platinis Gnaden. Der UEFA-Präsident verzichtete auf eine Kampfkandidatur gegen Blatter. Al-Hussein schaffte mit 73 von 210 Stimmen einen Achtungserfolg und ist inzwischen auf deutliche Distanz zu Platini gegangen. „Die FIFA ist in einer Krise und nun brauchen wir einen Neuanfang. Michel Platinis Einführung in die Fußball-Regierung war als Protegé von Blatter“, sagte der 39-Jährige, als er seine Kandidatur erklärte. Er spielt die Karte des unbefleckten Erneuerers.

CHUNG MONG-JOON: Die Kandidatur des Südkoreaners könnte beendet sein, bevor sie so richtig losgeht. Dem 63-Jährigen drohte zuletzt Medienberichten zufolge wegen angeblicher Ethikverstöße vor der WM-Vergabe im Jahr 2010 eine mögliche Suspendierung. Die Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission darf sich zu laufenden Verfahren nicht äußern. Als früherer FIFA-Vizepräsident kann der Industriellensohn nur schwerlich den Neuanfang propagieren.

TOKYO SEXWALE: Der Südafrikaner kann die Trumpfkarte des Unbeteiligten am bisherigen System hingegen spielen. Der frühere Mitgefangene von Nelson Mandela dürfte auf die Unterstützung von Blatter zählen. Zuletzt beförderte der Schweizer ihn in das Amt des Vorsitzenden der FIFA-Kommission zur Verbesserung der Fußball-Beziehungen zwischen Israel und Palästina. Noch hat der 62-Jährige eine mögliche Kandidatur aber nicht öffentlich erklärt.

ZICO: Der frühere brasilianische Nationalspieler hat als ehemaliger Sportminister seines Landes politische Erfahrung. Dennoch ist der 62-Jährige chancenlos und hat derzeit noch Probleme, die für eine Kandidatur notwendigen fünf Unterstützerstimmen von Nationalverbänden zu bekommen. Er glänzt bei öffentlichen Auftritten nicht gerade mit Kenntnissen über das fußballpolitische Geschehen.

ISSA HAYATOU: Ein zweiter Anlauf des Kameruners auf das Amt des FIFA-Präsidenten ist höchst unwahrscheinlich. 2002 verlor Hayatou bereits gegen Blatter. Sollte der Schweizer nun aber seines Amtes enthoben werden oder er vor dem 26. Februar zurücktreten, wäre der 69-Jährige satzungsgemäß vorerst Chef des Weltverbands. Der große Reformer ist Hayatou bei weitem nicht: Vom Internationalen Olympischen Komitee war er 2011 wegen Zahlungen einer Marketingfirma sanktioniert worden. Es gab mehrfach Anschuldigungen, dass Hayatou von Katar vor der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 1,5 Millionen Dollar für seine Stimme bekommen habe - dies wurde aber nie bewiesen.