Diskussionen in Serbien: Lug und Trug in der Fußballwelt?
Belgrad (dpa) - Das von Medien als manipuliert bezeichnete Meisterschaftsspiel zwischen OFK Belgrad und dem Stadtrivalen Roter Stern hat für heftige Diskussionen über den Fußball in Serbien gesorgt.
„Serbien ist ein Paradies für Manipulationen“, titelte die größte Zeitung „Blic“ in Belgrad. Die Staatsanwaltschaft habe Unterlagen über das verabredete Resultat der Partie erhalten, berichtete die Zeitung „Novosti“. Roter Stern hatte die Auftaktpartie am Sonntag auswärts mit 6:2 gewonnen.
Obwohl die Gastgeber bis zur Pause klar dominierten und mit 2:0 in Führung lagen, konnten die Gäste das Spiel in der zweiten Halbzeit mit sechs Toren drehen. „Selbst die Fans von Roter Stern haben gelacht“, wie passiv das OFK-Team auf dem Platz agierte, wunderte sich „Novosti“. Demnach sollen die Gastgeber in der Halbzeitpause Anweisungen erhalten haben, die Gäste gewinnen zu lassen.
Da im nationalen Fußballverband mit Präsident Tomislav Karadzic und seinen Getreuen seit zwei Jahrzehnten dieselben Leute das Sagen hätten, sei mit einer Behebung der Misere nicht zu rechnen, klagen die Medien übereinstimmend. „Es gibt kein Land im Osten mit so vielen abgesprochenen Spielen“, bestätigt auch Spielervertreter Mirko Poledica: „Es stellt sich in Serbien generell die Frage nach dem Sinn von Titeln.“
Die Zeitung „Blic“ führt am Mittwoch acht möglicherweise manipulierte Spiele der vergangenen neun Jahre auf. Sie hätten über Meisterschaften und Abstiege entschieden und vor allem: Bei den entsprechenden Wetten seien traumhafte Gewinne eingestrichen worden. Da weder der heimische Verband noch die Strafverfolgungsbehörden bisher reagiert hatten, wird jetzt der Ruf nach Interpol laut.