Do swidanja - Russland trennt sich von Trainer Capello
Moskau (dpa) - Do swidanja (Auf Wiedersehen), Fabio Capello. Gut ein Jahr nach dem frühen Aus bei der Fußball-WM in Brasilien ist der umstrittene und seitdem chronisch erfolglose Italiener nicht mehr Russlands Nationaltrainer.
Am Dienstag teilte der Verband mit, dass er sich mit dem 69-Jährigen auf eine einvernehmliche Auflösung des bis 2018 datierten Vertrages geeinigt habe. Versüßt wird dem Starcoach der Abschied mit einer stattlichen Abfindung: Laut „R-Sport“, einem Internetportal der Agentur RIA Nowosti, kassiert Capello 15 Millionen Euro.
„Die Russische Fußball Union bedankt sich herzlich bei Fabio Capello für seine Arbeit als Cheftrainer und wünscht ihm Erfolg in seiner zukünftigen Karriere“, schrieb der Verband auf seiner Homepage. Seit 2012 war Capello russischer Nationaltrainer und sollte die Sbornaja auch noch glanzvoll durch die Heim-Weltmeisterschaft 2018 führen. Schließlich hatte er erst im Januar 2014 seinen Vertrag entsprechend verlängert.
Doch schon seit der WM mit dem kläglichen Vorrunden-K.o. nach dem 0:1 gegen Belgien sowie zwei 1:1 gegen Südkorea und Algerien war Capellos Zauber verflogen. Dabei hatte der Italiener das Viertelfinale als Ziel ausgegeben, nachdem sich Russland als Gruppenerster souverän für Brasilien qualifiziert hatte.
Danach gab es weitere Pleiten, feierten Russlands Fußballer nur noch zwei Pflichtspiel-Siege (plus zwei Unentschieden): Gegen Liechtenstein auf dem Platz und gegen Montenegro nach Ausschreitungen am Grünen Tisch. Die Bilanz in der Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich ist verheerend. Mit nur acht Punkten aus sechs Spielen droht das Aus.
Die 0:1-Heimniederlage am 14. Juni gegen Österreich brachte das Fass zum Überlaufen. Fans begannen, Geld zu sammeln, um Capellos Ablöse zu bezahlen. Schließlich hatte der Verband schon Anfang des Jahres nur dank eines Darlehens des Oligarchen Alischer Usmanow dem Italiener sein Gehalt in Millionenhöhe überweisen können.
Und am Ende ging es tatsächlich nur noch ums Geld. „Die Seifenoper mit dem Titel 'Capellos Vertrag' wird bald zu Ende sein“, hatte Sergej Anochin vom Exekutivkomitee des russischen Verbandes kürzlich erklärt. Er hätte die Entschädigungssumme gern von mehr als 20 Millionen Euro auf zehn Millionen Euro heruntergehandelt.
Drei Jahre vor der nach den jüngsten Korruptionsenthüllungen im Weltverband FIFA umstrittenen Heim-WM steht Russlands Fußball vor einem Umbruch. Nachdem Verbandspräsident Nikolai Tolstych abgesetzt worden war, soll am 2. September ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Als erster Anwärter gilt Sportminister Witali Mutko.
Noch im Laufe seiner Interimspräsidentschaft will Nikita Simonjan einen neuen Nationaltrainer verpflichten. „Es wird ein einheimischer Trainer sein und wir werden nicht lange warten“, erklärte er im Anschluss an eine Sitzung des Exekutivkomitees. Im Gespräch als Nachfolger für den italienischen Startrainer Capello ist ein Trio: Leonid Sluzki von ZSKA Moskau, der ehemalige Trainer von Rubin Kasan, Kurban Berdijew, sowie Juri Sjomin von Antschi Machatschkala.
Sluzki gilt als Favorit. Er ist erst 44 Jahre alt und würde bestens ins Anforderungsprofil für einen Neuanfang passen. Denn seine Aufgabe wird es sein, möglichst viele der Spieler, die bei der U19-EM am Montagabend die deutsche Mannschaft ausschalteten, bei der Heim-WM einzusetzen.