Doni packt aus: Ergebnisabsprachen in Italien üblich
Bergamo (dpa) - Geplagt vom schlechten Gewissen und wohl auch aus Angst vor einer langen Gefängnisstrafe hat der ehemalige italienische Nationalspieler Cristiano Doni über Ergebnisabsprachen, Korruption und Wettbetrug im italienischen Fußball ausgepackt.
Am Wochenende präsentierte sich der im Dezember verhaftete Ex-Kapitän von Atalanta Bergamo in Zeitungsinterviews als geläuterter „Pentito“. Im Stil eines Mafia-Abtrünnigen („Pentito“) gestand er, selbst drei Spiele manipuliert zu haben und beschuldigte „viele Zweitligaspieler“, geradezu gewohnheitsmäßig Ergebnisabsprachen zu treffen. „Ich war ein Dummkopf, dafür gibt es keine Entschuldigung“, sagte der 38-Jährige reumütig.
Doni gestand, in der vergangenen Saison zwei Serie B-Spiele seines Clubs gegen Ascoli und Piacenza manipuliert zu haben. Er habe damit den Aufstieg seines Clubs in die Serie A sichern wollen. Der vom italienischen Fußball-Verband bereits zu einer Sperre von dreieinhalb Jahren verurteilte Profi bestritt jedoch, Mitglied der internationalen Wettbetrüger-Bande zu sein, gegen die die Staatsanwaltschaft Cremona ermittelt.
Viele nehmen Doni die späte Reue nicht ab. Sie meinen, er wolle nur die Richter in dem bevorstehenden Prozess milde stimmen und sich vor allem von der Betrügerbande distanzieren. Bei einer Verurteilung wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung würde ihm nämlich eine lange Haftstrafe drohen. Und Doni gab zu, dass die fünftägige Einzelhaft im Dezember ein Schock für ihn war. „Das Gefängnis ist in Wirklichkeit viel schlimmer als in Filmen“, sagte der Mittelfeldspieler.
Bei seinem Geständnis in der „Gazzetta dello Sport“ und der „La Repubblica“ betonte er, dass Atalanta Bergamo von seinen Absprachen nichts gewusst habe. „Ich habe die Atalanta-Fans enttäuscht und betrogen“, sagte das einstige Idol des Clubs. Doni gestand zudem, bereits vor zwölf Jahren Bergamos Pokalspiel gegen Pistoiese (1:1) manipuliert zu haben. Doni war damals angeklagt, jedoch aus Mangel an Beweisen vom Sportgericht freigesprochen worden. Zu den Verdächtigten gehörte damals auch der jetzige Trainer des AC Mailand, Massimiliano Allegri. Darauf angesprochen, reagierte Allegri sichtlich genervt: „Ich wurde damals freigesprochen. Was soll ich mehr dazu sagen?“
Doni forderte unterdessen eine neue Kultur im italienischen Fußball. „Bei uns gibt es die Gewohnheit, einen Kollegen in Abstiegsnöten nicht in die Serie B zu schicken, wenn man es nicht wegen der eigenen Tabellensituation muss. Man einigt sich“, erzählte Doni der „Repubblica“. Viele schlecht bezahlte Zweitliga-Fußballer seien anfällig für Korruption und würden damit schnell zu Komplizen von Wettbetrügern und Mafiosi. Die „Gazzetta“ bezeichnete Donis Enthüllungen am Wochenende als „Schock“.