Doppelter Clásico im Schatten der Champions League
Madrid (dpa) - FC Barcelona gegen Real Madrid, Lionel Messi gegen Cristiano Ronaldo: Spanien erlebt an diesem Samstag einen doppelten Clásico.
Im Schlagerspiel zwischen den Erzrivalen im Camp-Nou-Stadion kann eine Vorentscheidung im Kampf um die spanische Fußball-Meisterschaft fallen. Messi und Ronaldo, die in der Liga in dieser Saison beide die Rekordzahl von 41 Treffern erzielt haben, ringen um die Krone des Torschützenkönigs.
Der Clásico könnte zu einem Highlight der Saison werden, aber dennoch halten die Erwartungen der Fans sich eher in Grenzen. Anders als bei früheren Duellen zwischen Barça und Real füllen die Sportblätter nicht Tage im Voraus ihre Seiten mit Vorschauen auf das Spiel. Der Grund: Der Clásico steht im Schatten der Champions League. Real hatte vier Tage zuvor das Halbfinal-Hinspiel beim FC Bayern München 1:2 verloren und erwartet die Münchner vier Tage nach der Partie gegen Barça zum Rückspiel. Die Katalanen kämpfen gegen den FC Chelsea um den Einzug ins Finale.
Die Bayern hoffen darauf, dass der spanische Rekordmeister in Barcelona Kräfte lassen wird. „Das ist ein Kräftemessen auf ganz hohem Niveau. Das ist eine extreme Belastung und ein emotionales Spiel“, sagte Trainer Jupp Heynckes. Er fiebert im Clásico nicht mit den Madrilenen, mit denen er 1998 die Champions League gewann: „Ich habe Sympathien für Guardiola und Mourinho. Ich drücke keinem die Daumen.“
Bei einer Niederlage im Camp-Nou-Stadion könnte für Real die fast schon sicher geglaubte spanische Meisterschaft noch ernsthaft in Gefahr geraten. Der Vorsprung vor Barça war in den vergangenen Wochen von zehn auf vier Punkte geschmolzen. „Bei einem Sieg von Barça wäre der Titelkampf wieder offen“, sagte der frühere Real-Trainer Bernd Schuster dem Sportblatt „As“. „Verliert Barça oder endet das Spiel remis, hätten die Madrilenen die Meisterschaft praktisch sicher.“
Die Katalanen werden mit Wut im Bauch gegen ihren Rivalen antreten. Messi & Co hatten beim FC Chelsea ein gutes Spiel gezeigt, viele Chancen herausgespielt, aber dennoch 0:1 verloren. Vor allem für Messi war es wie verhext. Ihm gelang gegen die Engländer noch nie ein Treffer. Da kommt Real für den Argentinier gerade recht: In 18 Clásicos bezwang Messi den Madrider Torwart Iker Casillas 13-mal.
Real-Trainer José Mourinho sucht nach einer Formel, den Angriffswirbel um den Weltfußballer zu bremsen. Er liebäugelt mit einer Formation mit drei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehrkette. Eine solche Taktik hätte zur Folge, dass Mesut Özil seinen Platz in der Startelf möglicherweise verlöre. Allerdings hat bei Real neben Xabi Alonso und Sami Khedira bislang kein Spieler im defensiven Mittelfeld überzeugt, so dass Özil sich Hoffnung auf einen Einsatz machen kann. Mourinho konnte mit Real noch keinen Clásico in Barcelona gewinnen. Seine Bilanz: zwei Niederlagen und zwei Remis.