Endspiel für Hiddink - Not-Experiment gegen Lettland

Amsterdam (dpa) - Als sich Arjen Robben Anfang der Woche bei der Nationalmannschaft meldete, war der Flügelflitzer von Bayern München noch voller Zuversicht. „Dass Guus Hiddink seine Zukunft an das Spiel gegen Lettland gekoppelt hat, ist unwichtig, weil wir sowieso gewinnen“, sagte der Niederländer.

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„Mit allem Respekt: Aber wenn wir Sonntag nicht siegen, dann muss nicht nur der Bondscoach zurücktreten“, meinte Robben mit dem Selbstverständnis eines Fußballers von Bayern München, der aus seinem Club gar nicht mehr weiß, was es bedeutet zu verlieren.

Doch ein paar Tage im Kreise des Oranje-Teams haben auch Robben wieder die Augen geöffnet und ihm die Zornesfalten auf die Stirn getrieben. Nach der 2:3-Testspielniederlage gegen Mexiko hatte der 30-Jährige alle Mühe, seine Wut und Enttäuschung für sich zu behalten. Dennoch war der Offensivstar nach der vierten Niederlage im fünften Spiel unter Hiddink mehr als deutlich. Nach vorne sei die Leistung ordentlich gewesen. „Aber was hast du davon, wenn hinten Fehler im Aufbau gemacht werden und defensiv alles falsch läuft.“

Und so kommt es, dass die Elftal rund vier Monate nach dem umjubelten dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Brasilien früher als erhofft vor einem Endspiel steht. Gelingt gegen Lettland am Sonntag (18.00 Uhr) in Amsterdam kein Sieg, ist die zweite Amtszeit von Hiddink bereits wieder vorbei. Der 68-Jährige hat unmissverständlich klar gemacht, dass er sein Amt schon bei einem Remis gegen die Osteuropäer zur Verfügung stellt.

Zwar würde für die Niederländer selbst die dritte Niederlage im vierten Qualifikationsspiel noch nicht das Aus auf dem Weg zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich bedeuten, weil es angesichts des auf 24 Teilnehmer aufgeblähten Turnierfeldes fast unmöglich geworden ist, sich nicht zu qualifizieren. Doch die Stimmung im Land des Europameisters von 1988 hat sich längst gegen den einstigen Trainer-Guru gewandt.

In einer Umfrage der Tageszeitung „De Telegraaf“ sagten 80 Prozent der rund 40 000 User, dass beim nächsten Qualifikationsspiel gegen die Türkei ein neuer Trainer auf der Bank sitzen solle - und das sogar unabhängig vom Ausgang des Lettland-Spiels. Fans und Experten werfen Hiddink vor, eine intakte Mannschaft völlig verunsichert und keine Spielidee zu haben. „Hiddink hatte in den bisherigen fünf Spielen nicht ein einziges Mal einen Plan“, kritisierte der bekannte Zeitungskolumnist Thijs Zonneveld im „Algemeen Dagblad“.

In seiner Not wagt Hiddink gegen Lettland jetzt sogar ein Experiment der besonderen Art. In Schalkes Klaas-Jan Huntelaar und Kapitän Robin van Persie sollen zwei Mittelstürmer für die nötigen Treffer sorgen, die sich auf und abseits des Feldes bislang eigentlich nie besonders wohlgesonnen waren. Die Verzweiflung scheint groß zu sein bei Hiddink.