FC Farnborough hat Messi, Pele und Co. im Kader
London (dpa) - Wenn Coach José Mourinho im Training die Laufwege der Spieler korrigiert, muss Alex Ferguson den Mund halten. Er ist nur Co-Trainer des englischen Fußball-Sechstligisten FC Farnborough.
Daher ist er gut beraten, sich nicht einzumischen, wenn Pele, Diego Maradona, Lionel Messi oder David Beckham etwas ratlos schauen, weil sie die Anweisungen ihres Chefcoachs nicht verstehen.
Der Club aus dem 60 000-Einwohner-Städtchen ziemlich genau in der Mitte zwischen London und Southampton stand aus finanziellen Gründen vor dem Aus, dennoch - oder gerade deswegen - stehen seit ein paar Tagen die Namen der großen Stars des Fußballs auf dem Kaderbogen. Mourinho hat auch Franz Beckenbauer, George Best, Johan Cruyff, Paul Gascoigne, John Terry und sogar Lothar Matthäus zur Verfügung. „Wir haben das großartigste Team zusammen, das die Welt je gesehen hat“, sagte der Coach in der vergangenen Woche im „Daily Mirror“. Er hatte aber nicht nur gute Nachrichten für die Leser: Pele und Maradona hätten sich beispielsweise zunächst darüber gestritten, wer das Trikot mit der Nummer 10 tragen darf.
Was ist da los in Farnborough? Nicht viel. Und deswegen fehlt dem Verein das Geld, um den Spielbetrieb in der Liga zu sichern. Anfang des Jahres sollen es zwei Millionen Pfund (2,35 Millionen Euro) gewesen sein. Insolvenz wurde angemeldet. Die Club-Bosse gingen auf Sponsorensuche und wurden bei einem Wettanbieter fündig. Das Unternehmen ließ Kohle springen, flockte seinen Schriftzug auf die Brust der Jerseys, benannte das Stadion um - und ließ die Namen der Kicker ändern.
Das funktioniert in England recht günstig und problemlos. Ein Künstlername kostet etwa 30 Pfund (35 Euro). Wer 70 Kröten (82 Euro) drauflegt, kann sich den neuen Namen sogar in seinen Pass eintragen lassen. So wurden aus Amateurkickern Weltstars. Abwehrspieler Adam Doyle nennt sich nun Paolo Maldini, Mittelfeldspieler Joshua Huggins heißt Lothar Matthäus und Stürmer Reece Connolly wird Gary Linker gerufen.
Der neue Sponsor war schon einmal wegen einer ähnlichen Aktionen ins Rampenlicht getreten. Bei einem EM-Spiel zwischen Dänemark und Portugal hatten die Firmenbosse Nicklas Bendtner mit einem Slip mit Schriftzug ausgestattet. Nach einem Treffer zog der Däne an seiner Hose und präsentierte das Logo des Unternehmens. Er musste 100 000 Euro Strafe zahlen, das Beweisfoto ging um die Welt.
„Unser Deal hat den Verein gerettet“, meinte Coach Mourinho, der früher Spencer Day hieß. Ob er aber jemals mit dem Team und den schillernden Namen zu einer Partie antreten wird, ist fraglich. Die Liga stellt sich quer und macht nach der vermeintlichen Rettung weitere Auflagen. Die ersten beiden Saisonspiele der „Startruppe“ wurden vorsorglich verschoben. Bei den Gegner kommt das alles jedenfalls nicht gut an. Für das vergangene Wochenende konnte „Mou“ noch nicht einmal einen Testspielgegner finden.